Schlicht nicht fit

Freiburg - Köln 4:1: Keine Argumente für den FC

Nach der Klatsche in Freiburg muss der 1. FC Köln sein Heimspiel gegen die Bayern gewinnen. Wie das gelingen soll, bleibt fraglich. Das Team ist schlicht nicht fit.

»Gegen Freiburg kann man mal verlier`n« skandierten die SC-Fans nach dem 4:1 gegen den 1. FC Köln. Das stimmt - die Mannschaft von Christian Streich ist seit zehn Spielen ungeschlagen. Allerdings hat an der Dreisam schon lange keine Mannschaft mehr verloren, die sich so bereitwillig in ihr Schicksal fügte wie der FC.

Das 4:1 war ein ausgesprochen gnädiges Resultat. Es grenzte ja fast schon an Überheblichkeit, wie der SC im zweiten Durchgang den Ball minutenlang laufen ließ, ohne dass ein gegnerischer Spieler damit in Berührung gekommen wäre. Ein FC, der vorher schon eher Scherbenhaufen denn Zusammengefügtes gewesen war, »brach im zweiten Durchgang auseinander«, gab Verteidiger Christian Eichner zu.

Wie dieses kraftlose Torso am Samstag im »Endspiel« (Eichner) gegen die Bayern bestehen will, ist dabei so unklar, dass gleich mehrere Kölner ganz kräftig im Wald pfiffen. Eigentlich habe »sich ja an der Ausgangslage nichts geändert«, fand beispielsweise Mittelfeldmann Martin Lanig. Die Hertha habe schließlich auch verloren. Auch Coach Frank Schaefer wusste, dass es an diesem aus Kölner Sicht so deprimierenden Nachmittag an ihm war, für so etwas wie Zuversicht zu sorgen. »Auch jetzt wieder in der Kabine, treffe ich auf eine Mannschaft, von der ich das Gefühl habe, dass sie den Weg mitgeht«, behauptete er. Man kann das als Journalist schlecht verifizieren - Kabinen gelten als die letzte Tabuzone des Profibetriebs. 25 Minuten habe man zudem »gut gestanden«.

Nun wusste natürlich auch Schaefer, dass er damit noch lange nicht erklärt hatte, was sich in den darauffolgenden 65 Minuten ereignet hatte. Ganz zu schweigen davon, dass der FC offensiv mal wieder nur dann stattfand, wenn Lukas Podolski die Zügel in die Hand nahm. Was auch nicht oft vorkam, Schaefer machte sich also an die Ursachenfindung. »Mir war bei der Amtsübernahme klar, dass wir in der Kürze der Zeit gewisse Dinge nicht mehr stabil erarbeiten können.« Was er mit dieser Aussage andeutete, hatte zuvor sein Spieler Sascha Riether - »die Freiburger waren einfach fitter als wir« - noch deutlicher angesprochen: Die FC-Spieler sind schlichtweg in einem miserablen physischen Zustand. Nach den raren Balleroberungen blieben sechs von zehn Feldspielern in der eigenen Hälfte, nach 55 Minuten stemmte die Hälfte des Teams die Hände in die Hüfte und japste vornübergebeugt nach Luft. Was nur zum Teil mit den hochsommerlichen Temperaturen zu erklären war, die »wir hier eher gewohnt sind als ihr in Köln«, wie der freundliche Christian Streich unterstellte.

Ex-Trainer Stale Solbakken, dem man gegönnt hätte, dass er sein Konzept mit einer individuell besser besetzten Mannschaft als dem FC hätte ausprobieren können, hat offenbar die physischen Grundlagen des Fußballspiels vernachlässigt. So hört man es im Lager der Kölner, wo man im Nachhinein sowohl die Trennung vom sympathischen norwegischen Coach als auch die vom egozentrischen Sportdirektor Volker Finke lieber früher vollzogen hätte.

Der einzige Umstand, der dem FC-Tross vor der »Endspielsituation« (Schaefer) im Fernduell mit der Hertha ein wenig Hoffnung macht: Das Duell gegen den FC Bayern ist ein Heimspiel. Und zu Hause hat der FC 19 seiner 30 Punkte geholt; bei den Berlinern ist es umgekehrt. Sie tun sich auf fremdem Platz (18) leichter als daheim (10). Der FC muss gegen die Bayern gewinnen, wenn er aus eigener Kraft Rang 16 sichern will. Angesichts der Leistung vom Samstag gehört schon viel guter Wille dazu, Sascha Riether abzunehmen, dass er von seinem markigen Schlachtruf auch selbst überzeugt ist: »Wir haben keinen Bammel vor Bayern. Die sind auch nicht unbesiegbar.«

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