Bewusst anders

Trainer Norbert Meier trifft mit Fortuna Düsseldorf in der Relegation auf Hertha BSC und seinen alten Chef

  • Alexander Ludewig
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Geschichte von Otto Rehhagel als Trainer in Berlin ist schnell erzählt. Als Retter verpflichtete Hertha BSC den 73-Jährigen Mitte Februar, der Verein stand einen Platz über den Abstiegsrängen. Nach zwölf Ligaspielen unter Rehhagels Regie beendete Hertha die Bundesliga-Saison als 16. Des Trainers Bilanz: sieben Niederlagen, darunter unerklärliche wie gegen Kaiserslautern, Augsburg, Köln und Freiburg, zwei Remis und nur drei Siege. Bei weitem keine erstklassigen Zahlen.

Die bestimmende Figur ist Rehhagel in den knapp drei Monaten dennoch immer geblieben. »Ab jetzt bin ich bei Hertha das Gesetz«, kündigte er bei seiner Vorstellung an. Der Fokus der Öffentlichkeit war fortan auf ihn gerichtet. So nahm er klugerweise den Druck von der Mannschaft. Das erhoffte Wunder ist ihm jedoch nicht geglückt. Nur dank der noch schwächeren Konkurrenz aus Köln und Kaiserslautern dürfen die Berliner heute im Olympiastadion im ersten von zwei Relegationsspielen noch um den Klassenverbleib kämpfen.

Zu Gast ist der Zweitligadritte Fortuna Düsseldorf - mit Norbert Meier an der Seitenlinie. Den Trainer der Rheinländer verbindet viel mit Rehhagel. »Wir haben mehr Zeit miteinander verbracht als mit unseren Familien«, erinnert sich Meier an neun gemeinsame Bremer Jahre zwischen 1980 und 1989. Rehhagel formte den Mittelfeldakteur zum Nationalspieler, mit Werder wurden sie zusammen 1988 Meister und Supercupsieger.

Meier darf seinen ehemaligen Chef mittlerweile duzen. Natürlich habe er von einem wie Rehhagel auch einiges für seine Trainerkarriere mitgenommen, so Meier. Wie aber auch von allen anderen Trainern unter denen er gearbeitet hat. Zusammen ist das eine recht erfolgreiche Mischung. Seit Anfang 2008 ist er in Düsseldorf Trainer und führte die Fortuna 2009 in die zweite Liga. Seitdem hat er die Mannschaft kontinuierlich weiterentwickelt und klopft nun an die Tür zur Bundesliga, die Düsseldorf 1997 verlassen hat, um zwischenzeitlich bis in den Niederungen der Oberliga zu verschwinden.

Meier macht als Trainer viele Dinge »bewusst anders« als Rehhagel. Von dessen »kontrollierter Offensive« hält er wenig, Düsseldorf begeisterte gerade in dieser Saison mit schnellem und direktem Spiel und Zug zum Tor. Und er ist ein ganz anderer Typ. Nicht der »demokratische Diktator«, wie sich Rehhagel bezeichnet. Meier ist nicht der unantastbare Chef, sondern mehr Teil seiner Mannschaft und ihr emotionaler Anführer.

Diese Eigenschaft beendete seine Karriere fast vorzeitig. Beim MSV Duisburg, den er in die Bundesliga geführt hatte, wurde er nach einem Kopfstoß gegen den Kölner Spieler Albert Streit entlassen. Fortuna Düsseldorf gab ihm nach einem Abstecher zu Dynamo Dresden in die Regionalliga eine zweite Chance. Mit dem Aufstieg würde er sich gern revanchieren.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.