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Gaucks Rätsel

Kommentar von Roland Etzel

  • Lesedauer: 2 Min.

Israel sollte Kompromissbereitschaft in der Frage der Siedlungen zeigen, um die Nahostgespräche wieder in Gang zu bringen - eine behutsam formulierte Sorge des deutschen Bundespräsidenten während seines Israel-Besuchs; allerdings nicht des jetzigen, sondern seines Vorgängers Wulff im November 2010. Der aktuelle Amtsträger Gauck sprach gestern in Jerusalem lediglich von einem »kritischen Aber« und zeigte sich geradezu bemüht, jeglichen Eindruck zu zerstreuen, er verfüge über Sachkenntnis hinsichtlich der nahöstlichen Problemlage.

Israel müsse in Frieden leben können, verkündet Gauck völlig zurecht und spricht in diesem Zusammenhang auch von der Berücksichtigung der »berechtigten Anliegen des palästinensischen Volkes«. Worin diese seiner Meinung nach bestehen und wie beides zusammenhängt, sagt er allerdings nicht. Überhaupt beliebte der neue Bewohner von Bellevue, in Rätseln zu sprechen. So genehmigt er »seinen« Bürgern zwar »durchaus auch Platz für Kritik« an Israel, um diese aber schon im nächsten Satz pauschal als »Ressentiments« zu deklassieren.

Das Prädikat »besonders undurchsichtig« verdient seine Bemerkung zum »arabischen Frühling«. Er verstehe das Unbehagen der israelischen Politiker darüber, katzbuckelte Gauck, »da bisher unklar ist, ob die Revolten in den arabischen Ländern von Dauer sein und welche Richtung sie nehmen werden«. Vielleicht war es gut für die Bundesregierung, dass er für sich behalten hat, welche Richtung der »Revolte« ihm recht wäre.

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