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Auslaufmodell

Standpunkt von Fabian Lambeck

  • Lesedauer: 2 Min.

Sind die großen Parteien ein Auslaufmodell? Irgendwie passen diese streng hierarchisch organisierten Dinosaurier nicht mehr in eine Zeit, in der sich selbst Konzerne möglichst flache Hierarchien verordnen. Vor allem, weil die modernen Kommunikationstechnologien eine Beteiligung der Basis so einfach machen, scheint es vielen unverständlich, warum man bei den großen Parteien so selten davon Gebrauch macht. Und wenn eine Parteiführung den Mitgliedern das Gefühl vermittelt, dass die wichtigen Fragen über ihre Köpfe hinweg entschieden werden, dann darf sie sich nicht wundern, wenn eben jene Mitglieder der Partei den Rücken kehren.

Der Erfolg der Piraten verdankt sich auch ihrer Forderung nach mehr Transparenz im politischen Betrieb. Kungeleien im Hinterzimmer, bei denen Führungsfragen ausgedealt werden, mag vielleicht den darin Involvierten ein Gefühl von Macht und Wichtigkeit verleihen, bei der Basis hingegen stößt das klandestine Geschacher auf Unverständnis. Doch auch in inhaltlichen Fragen sind Parteispitze und -volk selten auf einer Wellenlänge.

Das von den Piraten propagierte Modell einer »flüssigen Demokratie«, das wie kein zweites Konzept das Stimmungsbild in der Basis wiedergibt, wäre der Nachahmung wert. Doch da die Macht der Parteispitzen auf Verhandlungsmacht beruht, ist es unwahrscheinlich, dass sich solch partizipative Konzepte bei der politischen Konkurrenz durchsetzen. Und so müssen die Parteien aufpassen, nicht als Auslaufmodell auf dem Müll der Geschichte zu landen.

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