Die Schuldfrage

Kommentar von Roland Etzel

  • Lesedauer: 2 Min.

Andere hätten längst aufgegeben. Wenn man von keiner der Konfliktseiten die nötige Unterstützung erhält, wie es aktuell bei der Syrien-Mission der Fall ist, kann auch der beste UN-Vermittler keinen Erfolg vorweisen. Zumindest keinen kurzfristigen.

Kofi Annan aus Ghana ist der beste. Weil er Geduld hat, Diplomatie und Diskretion alter Schule pflegt, billiges Lob und schnellen Ruhm offenbar entbehren kann - was ginge auch über den Friedensnobelpreis, den er schon hat? -, und nicht zuletzt weil er wenig Anstalten macht, sich der letzten Supermacht so anzudienen wie sein aktueller Nachfolger. Jene, die USA, hat ihn zwar vor Monaten mit für diese Mission nominiert, findet aber anscheinend immer weniger Freude an der Art, wie Annan den heiklen Job annimmt.

Annan hat sich stets sehr zurückgehalten bei Schuldzuweisungen, auch in bezug auf das jüngste verheerende Massaker in der Stadt Hula. Nicht selten haben derartige Bluttaten in der jüngeren Geschichte willkommene Vorwände für ausländische Interventionen geliefert. Dass sich hinterher manches ganz anders darstellte - wie zum Beispiel 1999 in Racak (Kosovo), als Kriegsgründe gegen Serbien gesucht wurden -, wer fragte noch danach? US-Außenministerin Clinton jedenfalls scheint bei Annan nicht länger tolerieren zu wollen, dass er seine Vermittlungsmission so ernst nimmt. Sie verlangt jetzt klare Schuldzuweisungen und hat mit ihren antirussischen Ausfällen den Ton schon mal vorgegeben.

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