Tödliches Signal

Kommentar von Olaf Standke

  • Lesedauer: 1 Min.

Einen Tag zuvor hatte Afghanistans Präsident Hamid Karsai im Kabuler Parlament noch vor einer Zunahme der Anschläge in Afghanistan gewarnt. Gestern dann war ein beliebtes Ausflugshotel vor den Toren der Hauptstadt Ziel eines Terrorkommandos der Taliban. Über 20 Menschen kamen bei den stundenlangen Gefechten mit Wachleuten und Polizisten ums Leben, die meisten Zivilisten. In dem an einem See gelegenen Kargah verbringen einheimische Familien, aber auch ausländische Diplomaten, Entwicklungshelfer, Berater und Journalisten ihre Freizeit, sind die Möglichkeiten in Kabul selbst bei der überaus angespannten Sicherheitslage dort doch sehr beschränkt.

Ausgelassene Runden wie am gestrigen Feiertag waren den militanten Islamisten schon lange ein Dorn im Auge. Sie wollten angesichts des »unislamischen Sittenverfalls« ein Exempel statuieren, wie ein Taliban-Sprecher erklärte. Aber derart spektakuläre Angriffe auf sogenannte weiche Ziele sollen vor allem für Aufmerksamkeit und Unsicherheit bei der Regierung in Kabul wie bei der gesamten Bevölkerung sorgen und signalisieren: Weder sind wir entscheidend geschwächt, wie die ISAF-Truppen zuletzt immer wieder zu suggerieren versuchten, noch ist der Übergangsprozess im Lande mit seinen Bemühungen um »gemäßigte« Taliban erfolgversprechend. Die NATO-geführte Allianz am Hindukusch, die große Teil ihrer Kampftruppen bis 2014 abziehen will, hinterlässt nach einer Dekade Krieg ein zutiefst unbefriedetes Land. Auch das zeigt dieser jüngste Anschlag wieder.

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