Mach mi' fromm, dass i' aufs Schlachtfeld komm

Bundeswehrpropaganda und ein Militärgottesdienst in München lösen Proteste aus

  • Rolf-Henning Hintze, München
  • Lesedauer: 2 Min.
Antimilitaristen besetzten zeitweise eine Kirche und wehren sich gegen soldatische Propagandarituale.

Aus Protest gegen einen ökumenischen Militärgottesdienst ist die Münchner Theatinerkirche am Donnerstagabend von christlichen Pazifisten und atheistischen Antimilitaristen für zwei Stunden besetzt worden. Der Gottesdienst sollte am Freitagnachmittag direkt vor einem »Beförderungsappell« der Bundeswehr stattfinden.

Nach Angaben eines Augenzeugen entrollten ca. 25 Personen am Donnerstag am Ende der Abendmesse um 18 Uhr Transparente mit pazifistischen Zitaten wie »Schwerter zu Pflugscharen« und riefen zu einem Gebet für den Frieden und einem Gespräch über den Frieden auf. Ordensleute des Dominikanischen Konvents sprachen daraufhin von Hausfriedensbruch, verzichteten jedoch auf eine Anzeige. Zwei Stunden später brachen die Protestierenden die Besetzung freiwillig ab.

Der zuständige Kirchenrektor hatte die politische Brisanz seiner Zustimmung zu dem Militärgottesdienst offenbar unterschätzt. Der Gottesdienst - geleitet vom katholischen Militärdekan und der evangelischen Militärdekanin der Bundeswehrhochschule in Neubiberg - sollte unmittelbar einem Beförderungsappell von 573 männlichen und weiblichen Offiziersanwärtern vorausgehen, der erstmals im nahegelegenen Hofgartengelände in Anwesenheit von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière stattfinden sollte.

Ein Protestaufruf gegen die Veranstaltung am Hofgarten wird von zahlreichen Einzelpersonen unterstützt, u.a. auch vom Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Münchner Stadtrat, Siegfried Benker. Seine Fraktion hat wegen unterschiedlicher Ansichten allerdings nicht Stellung bezogen. Auch der Bayerische Verfassungsrichter und ehemalige Münchner Bürgermeister Klaus Hahnzog (SPD) und Nicole Gohlke, Bundestagsabgeordnete der LINKEN, haben den Aufruf unterzeichnet. Darin wird der Appell als »militärisches Ritual zur Verherrlichung des Soldatentums« kritisiert. Für Freitagnachmittag war eine Protestkundgebung auf dem Odeonsplatz in der Nähe des Hofgartens geplant.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal