Moderner deutsch

Kommentar von Oliver Händler

  • Lesedauer: 1 Min.

Der Bundestrainer müsse die Singpflicht durchsetzen, fordert Gerhard Mayer-Vorfelder. Wer sich tatsächlich noch fragte, warum der Mann nur noch Ehrenpräsident des Deutschen Fußball-Bundes ist, bekam es durch dessen jüngste, an Dummheit kaum zu überbietende Tirade in der »Bild«-Zeitung nochmals eindrucksvoll präsentiert.

Mit dem Ausschluss aus der Nationalelf solle man Spielern drohen, die sich weigern, die Nationalhymne mit Inbrunst mitzusingen. Den Aufschrei in der Bevölkerung nach einem Gurkenspiel zu erleben, bei dem Özil, Khedira, Boateng und Podolski aufgrund dieser Regelung nicht mehr mitspielten, wäre die Sache fast schon wieder wert. Denn so schnell zwingen lassen sich die Herren sicher nicht. Die Anfeindungen türkischer Fans etwa, sich nicht für das Land der Eltern entschieden zu haben, hat Mesut Özil sicher noch nicht vergessen. Aus echtem Respekt wollte er besonders der eigenen Familie zumindest damit entgegenkommen, beim Abspielen der deutschen Hymne still zu bleiben.

Mayer-Vorfelder sagt, Sami Khedira und Co. täten so, als wären sie nur halbe Deutsche. Sie fühlen sich zum Glück nicht so. Umgekehrt sind sie sogar mehr - da moderner - deutsch als Mayer-Vorfelder, denn sie leben kulturelle Vielfalt, statt Ressentiments dagegen zu schüren.

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.