Zweifelhafte Motive

Kommentar von Christian Klemm

  • Lesedauer: 1 Min.

Entdecken die Liberalen jetzt ihr Herz für Flüchtlinge? Es scheint bald so, schenkt man den Worten von Hartfried Wolff Glauben. Der FDP-Politiker forderte am Wochenende, Asylbewerbern grundsätzlich den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erlauben. Denn der ist ihnen zunächst verbaut: Schutzsuchende werden - falls sie es überhaupt bis in die Bundesrepublik geschafft haben - in ein Heim gesperrt und sind dort in der Regel zum Nichtstun verdammt. Ein Jahr dürfen sie keinem Broterwerb nachgehen, bis zum vierten Jahr ist er ihnen nur erlaubt, wenn sich kein Deutscher für die Stelle findet. Asylbewerber machen deshalb oft die Drecksarbeit, für die sich Deutsche zu schade sind. Dass Wolff diesen Rassismus von Staats wegen abschaffen will, ist gut und richtig.

Seine Motive allerdings lassen daran zweifeln, dass er vorrangig an das Wohl der Betroffenen gedacht hat. Vielmehr hat Wolff den Fachkräftemangel und damit das Wohl der Unternehmen im Auge. Gut ausgebildete Arbeitnehmer - vor allem im Maschinenbau und der IT-Branche - sind hierzulande Mangelware. Warum nicht auch in den Asylbewerberheimen auf die Jagd nach klugen Köpfen gehen? Dass weder die nach Deutschland geflüchtete Roma-Familie aus Serbien noch der Analphabet aus Afghanistan davon profitieren, dürfte der FDP ziemlich egal sein.

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