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Kahlschläger

Paul Ryan will als Vizepräsident ins Weiße Haus ziehen

  • Reiner Oschmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Er ist der Jungstar der US-amerikanischen Republikaner, seit Wochenende Vizepräsidentschaftskandidat des designierten Präsidentschaftsanwärters Mitt Romney und Theoretiker mit schwerer Neigung zur Gnadenlosigkeit: Paul Ryan, 42, verheiratet, drei Kinder, katholisch, Fitnessfanatiker und Angler, der gefangene Welse gern »nudelt«, indem er ihnen die Faust in den Rachen schiebt. Er vertritt das mittelwestliche Wisconsin seit 14 Jahren im Abgeordnetenhaus des Bundeskongresses in Washington, seit Januar 2011 als Chef des Haushaltsausschusses.

Ryan hat Ökonomie und Politikwissenschaft an der Miami University in Oxford (Ohio) studiert, lediglich einen Bachelor-Abschluss erworben, gleichwohl faktisch sein bisheriges Berufsleben in Washingtons Politikbetrieb verbracht und es inzwischen zum Ruf des intellektuellen Führers der Republikaner, namentlich ihres fundamentalistischen Tea-Party-Flügels, gebracht. Ryan polarisiert so wie vor vier Jahren die vom damaligen rechten Präsidentschaftskandidaten McCain nominierte Sarah Palin. Er ist ebenso reaktionär, aber intelligenter und doppelt so gefährlich wie sie. Ryans Nominierung durch Romney, der mit seiner Kandidatur in Umfragen gegenüber Präsident Obama zuletzt Boden verlor, ist eine Richtungsentscheidung. Sie soll dem schwerreichen Romney einen Partner mit volkstümlicher Aura an die Seite holen. Der Entscheid stößt auf den Applaus des rechten Flügels der Partei, den Segen der konservativsten Medien - und das Frohlocken der Demokraten von Amtsinhaber Obama.

Denn in seinen Haushaltsentwürfen fordert Ryan zur Lösung der Staatsschulden Kahlschläge bei den Sozialprogrammen für Arme (Medicaid) und Alte (Medicare). Er will eine Senkung des Spitzensteuersatzes und einen höheren Militäretat. Obamas Wahlkampfmanager Jim Messina sagte: »Als Kongressmitglied stimmte Ryan der rücksichtslosen Wirtschaftspolitik Bushs zu, die unsere Schulden explodieren und die Wirtschaft scheitern ließ. Nun will das Duo Romney-Ryan die gleichen katastrophalen Fehler der Vergangenheit wiederholen.«

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