Privatbank weiter auf Expansionskurs

Julius Bär kauft Teil des Merrill-Lynch-Geschäfts

  • Lesedauer: 2 Min.

Zürich (dpa/nd). Die Schweizer Privatbank Julius Bär übernimmt von der Bank-of-America-Tochter Merrill Lynch das Vermögensverwaltungsgeschäft außerhalb der USA. Der Kaufpreis entspricht mit 860 Millionen Franken (716 Millionen Euro) 1,2 Prozent der transferierten Vermögen von 57 bis 72 Milliarden Franken, teilten die Schweizer am Montag mit.

Am Aktienmarkt schien die Übernahme zunächst nicht gut anzukommen: Der Preis für eine Julius-Bär-Aktie ging in Zürich zeitweise um mehr als drei Prozent zurück. Der Kaufpreis sei zwar als günstig beurteilt worden, hieß bei der Schweizerischen Depeschenagentur SDA. Er werde aber auch als Hinweis darauf verstanden, »dass die Rentabilität geringer als erwartet sein könnte«.

Zudem rechnet Julius Bär mit Zusatzkosten von rund 400 Millionen Franken. Die Übernahme soll teilweise über eine Kapitalerhöhung finanziert werden. Der Kauf des »International Wealth Management«-Geschäfts (IWM) von Merrill Lynch erfolge vorbehaltlich der Genehmigung durch Behörden und Aktionäre, so das Geldhaus.

Die Übernahme werde die Aktivitäten von Julius Bär in Europa, Asien, Lateinamerika und dem Mittleren Osten deutlich vergrößern, sagte Verwaltungsratspräsident Daniel J. Sauter.

Bis die Schweizer aus dem Erwerb Gewinn ziehen, dürfte einige Zeit vergehen: Die Transaktion werde voraussichtlich ab dem dritten vollen Jahr nach Abschluss positiv zum Ergebnis beitragen, heißt es. IWM verwalte derzeit mit mehr als 2000 Mitarbeitern ein Vermögen von 84 Milliarden Dollar (68,4 Milliarden Euro).

Das bei Julius Bär verwaltete Vermögen würde um etwa 40 Prozent auf 251 Milliarden Franken und der Umfang der Kundenvermögen insgesamt auf etwa 341 Milliarden ansteigen. Zwei Drittel der neuen Gelder kommen aus Schwellenländern. Zugleich baut die Bank damit ihre Abhängigkeit vom Schweizer Franken sowie von Europa und Nordamerika ab. Dort war das Geschäft Schweizer Banken nach zahlreichen Steueraffären schwieriger geworden.

Die Bank of America ist einer der Verlierer der Finanzkrise. Sie hatte sich mit der Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch und des einst größten US-Immobilienfinanzierers Countrywide überhoben. Anschließend musste sie vom US-Staat gerettet werden. Die Bank hinkt der Konkurrenz hinterher und befindet sich im Umbau. Zehntausende Stellen werden gestrichen und Sparten verkauft.

Julius Bär war zuletzt durch mehrere Übernahmen gewachsen: 2009 hatte man die Vermögensverwaltung des niederländischen Finanzkonzerns ING gekauft. Die Schweizer beteiligten sich zudem mit 30 Prozent an einem brasilianischen Vermögensverwalter. Zudem kauften sie 2011 das Geschäft mit reichen Kunden der australischen Bank Macquarie in Asien.

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