Krebsregister als Rätsel

Kommentar von Silvia Ottow

  • Lesedauer: 2 Min.

Wie fast jeder Mensch aus seinem persönlichen Umfeld weiß, ist Krebs eine ganz schreckliche und leider auch allzu oft zu einem frühen Tod führende Krankheit. Jeder noch so kleine Fortschritt bei der Vorbeugung, Früherkennung oder Therapie wird daher mit riesengroßen Hoffnungen verbunden, jede neue Erkenntnis begierig aufgenommen. Doch woher sollen Erkenntnisse kommen, wenn keine in allen Bundesländern einheitliche Erhebung krankheitsrelevanter Daten existiert, mit denen man dann auch arbeiten kann?

Welche Krebsart ist wo am meisten verbreitet? Gibt es Menschen, die besonders betroffen sind? Was für einen Effekt hat die Früherkennung? Wo ist sie eher schädlich? Welche Therapie hilft wem am meisten? Spielt der Beruf eine Rolle oder die Gegend, in der man wohnt? Es gibt Hunderte von Fragen, zu deren Beantwortung belastbare Zahlen aus dem gesamten Bundesgebiet von größtem Nutzen wären, aber man wird wohl noch lange darauf warten müssen. Das neue Gesetz markiert lediglich den Anfang einer solchen Statistik, die irgendwann in sechs Jahren funktionieren soll. Wie, ist noch unklar. Stattdessen wird die Früherkennung als der Weisheit letzter Schluss gefeiert, obwohl einige Maßnahmen fachlich sehr umstritten sind.

Warum das bereits seit fast 60 Jahren existierende DDR-Krebsregister nicht schon vor 20 Jahren als Vorbild für die Einrichtung einer so immens wichtigen Struktur dienen konnte, wird jedenfalls mit jedem Jahr rätselhafter.

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