Mehr deutsche Unternehmen nach Afrika

Mehr deutsche Unternehmen nach Afrika: Diese Zielsetzung verkündeten der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft und Entwicklungsminister Dirk Niebel unisono nach ihrem Treffen am Montag. Derzeit sind 700 deutsche Firmen auf dem afrikanischen Kontinent tätig. Dass es ihnen um die drängendsten Probleme in Afrika geht, ist freilich zu bezweifeln. Der Vorsitzende des Afrika-Vereins, Stefan Liebing, macht auch keinen Hehl um die eigenen Interessen: »Da die Märkte Afrikas wachsen, kann eine stärkere Präsenz auf dem afrikanischen Kontinent auch in Deutschland Arbeitsplätze sichern.«

Liebing hat damit klar gemacht: Die traditionelle deutsche Wirtschaftsstrategie, im Ausland Märkte zu erobern, um im Inland Beschäftigung zu sichern und zu schaffen, gilt auch für Afrika. Mit Niebel weiß er sich da auf einer Wellenlänge. Was Deutschland seit Adenauers Zeiten betreibt, nennt sich »Beggar-my-Neighbour-Politik«, eine Wirtschaftsstrategie auf Kosten der Handelspartner, bei der eigene Exporte forciert und Importe über beispielsweise Lohndumping begrenzt werden. Legal, aber fatal, weil massive Ungleichgewichte entstehen, die sich in Krisen entladen.

Afrika braucht Wertschöpfung vor Ort und mehr Arbeitsplätze, argumentieren Liebing und Niebel unisono und damit liegen sie richtig. Doch ihnen geht es um eine reine Wirtschafts- statt einer Entwicklungsförderung, bei der die Bedürfnisse der lokalen Wirtschaft und Bevölkerung zum Maßstab gemacht werden müssten. Eine selbsttragende Entwicklung in möglichst vielen Regionen Afrikas, wie sie sich die Bundesregierung offiziell auf die Fahnen geschrieben hat, ist so ausgeschlossen. Was Afrika bräuchte, wären asymmetrische Handelsbedingungen, die bei offenen Märkten im Norden den Schutz der eigenen Märkte zuließen. Für Niebel und Liebing war das kein Thema.

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