Geheimdienst wollte NSU-Killer werben

MAD-Dokument über Gespräch mit Mundlos aufgetaucht

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (nd-Otto/Agenturen). Der Militärische Abschirmdienst (MAD), der Nachrichtendienst der Bundeswehr, hat im Jahr 1995 versucht, den späteren NSU-Terroristen Uwe Mundlos als V-Mann zu werben. Mundlos habe sich jedoch geweigert, hieß es am Dienstag im Umfeld des Untersuchungsausschusses des Bundestages zu den Verbrechen der Bande »Nationalsozialistischer Untergrund« (NSU). Während eines Gesprächs mit Beamten des MAD wurde Mundlos konkret gefragt, ob er sich vorstellen könne, ihm bekanntgewordene Termine für Anschläge auf Asylbewerberheime der Polizei oder den Verfassungsschutzbehörden zu melden. Mundlos, der im sächsischen Frankenberg Wehrdienst leistete, verweigerte aber die Zusammenarbeit.

Die Gesprächsnotiz des MAD war bisher nicht bekannt. Vielmehr hatte der Militärgeheimdienst, der auch für die Überwachung von rechten Tendenzen in der Bundeswehr zuständig ist, nur bruchstückhaft eingestanden, dass er den späteren NSU-Killer überhaupt beobachtet hatte.

Mitglieder des NSU-Untersuchungsausschusses im Bundestag zeigten sich über diese neuerliche Panne zutiefst verärgert. Die SPD-Abgeordnete Eva Högl äußerte gegenüber dem Sender Phoenix: »Es ist unfassbar, dass wir erneut Akten nicht zugeliefert bekommen haben. Offensichtlich ist dem Verteidigungsministerium nicht klar, dass wir die Hintergründe einer bundesweiten Mordserie und rechtsextremen Terrors aufklären.« Der Präsident des MAD, Ulrich Birkenheiner, wies die Vorwürfe zurück.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) forderte indes von Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) Aufklärung über die Rolle des MAD in der NSU-Affäre. »Das ist eine immer größer werdende Staatsaffäre«, sagte der TGD-Vorsitzende Kenan Kolat der dpa. De Maizière müsse die politische Verantwortung übernehmen.

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