Honorarkräfte im Unterricht

  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

In Sachsen begann vor wenigen Wochen das neue Schuljahr mit zwei Paukenschlägen: Lehrer traten in einen Warnstreik und der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Colditz, gab seinen Posten auf. In beiden Fällen richtete sich der Protest gegen die Haushaltspolitik der Kultusministerin. Dabei amtiert Brunhild Kurth erst ein halbes Jahr. Von der CDU ins Amt berufen, nachdem ihr Vorgänger an seiner verfehlten Personalpolitik gescheitert war, trat Kurth als Kultusministerin mit dem Vorsatz an, den Lehrermangel in Sachsen beheben zu wollen, um eine ausreichende Unterrichtsversorgung an den Schulen zu garantieren. Mitte August legte Kurth den ersten von ihr verantworteten Haushaltsentwurf vor und brachte mit diesem so ziemlich alle gegen sich auf, die mit Schule befasst sind. Selbst aus der CDU-Landtagsfraktion kam scharfe Kritik. Tenor: Es fehle eine solide Personalpolitik. Kurths Entwurf beschränke sich darauf, die vorhandenen Lücken zu stopfen. So wird ein »Programm Unterrichtsgarantie« aufgelegt, dass mit mehreren Millionen Euro ausgestattet ist und einer »Verbesserung der Unterrichtsversorgung« dient.

Ein Euphemismus, denn das Programm bedeutet nichts anderes als das Eingeständnis bildungspolitischen Versagens. Weil der Unterricht in den Schulen auf reguläre Weise, d.h. durch fachlich und pädagogisch qualifizierte Lehrkräfte, nicht gewährleistet werden kann, sollen Vertretungs- bzw. Honorarkräfte aushelfen, egal ob sie eine Lehrbefähigung haben oder nicht. Die in den Hochschulen längst übliche Praxis hält nun auch Einzug in Sachsens Schulen: die Vergabe von Lehraufträgen an Honorarkräfte.

Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Linksfraktion im sächsischen Landtag.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal