DOSB bleibt in der Kritik

Olympischer Dachverband zeigt sich stolz und verlangt mehr Geld für mehr Medaillen

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.
Wie sollte Spitzensport in Deutschland gefördert werden? Der Deutsche Olympische Sportbund fordert erst einmal mehr Geld. Die Kritiker des bestehenden Systems werden zwar immer lauter, geändert wird vorerst aber nichts.

Ganze fünf Seiten ist das Kommuniqué des Deutschen Olympischen Sportbunds lang, in dem der DOSB die Sommerspiele von London zu analysieren beginnt. Der Beginn eines Prozesses, an dessen Ende nach dem Willen des obersten Sportverbands wieder neue Zielvereinbarungen mit den Fachsparten stehen sollen. Der Beginn des nächsten Medaillenzählzyklus. Große Änderungen seien nicht nötig, denn eigentlich waren die deutschen Sportler in London doch recht erfolgreich.

Falsch ist das nicht. Sie gewannen erstmals seit der Wiedervereinigung mehr Medaillen als bei den vorangegangenen Spielen. Und der Trend soll sich fortsetzen. »Gemäß der in Deutschland gewachsenen Sportkultur« will der DOSB an einer breiten Förderung festhalten, soll heißen: möglichst überall Weltspitze sein. Dieses Ziel wird mit einer Forderung an die Politik verbunden. »Dazu bedarf es einer Steigerung der finanziellen Mittel, um im verschärften Wettbewerb mit den anderen Nationen bestehen zu können.«

Der DOSB hebt gern den seiner Meinung nach viele Millionen Euro hohen Wert des Spitzensports hervor, doch an einer Diskussion über dessen Finanzierung scheint er nicht interessiert. Die Gefahr, am Ende weniger Geld zu erhalten, ist zu groß. »Natürlich sehen wir im Sport auch die haushaltspolitische Lage und die Eurokrise«, schwant selbst DOSB-Generaldirektor Michael Vesper seit der Veröffentlichung des Haushaltsentwurfs vom Bundesinnenministerium (BMI) für 2013, dass es eher weniger Geld geben könnte. Dann, so der Verband, würde entweder der deutsche Sport in der Breite »auf Mittelmaß abrutschen«, oder man müsste Prioritäten setzen, also die Förderung einiger Verbände einstellen. Beides lehnt der DOSB ab, schließlich soll die Medaillenzahl 2016 in Rio de Janeiro erneut gesteigert werden. Dies gelinge aber nur, wenn auch die in London erfolglosen Sportarten wieder Edelmetalle lieferten.

Wolfgang Maennig, 1988 für die BRD Ruderolympiasieger, kritisiert dagegen das derzeitige System, in dem Nichtleistung belohnt werde. In der »Welt« forderte er eine deutlich leistungsbezogenere Förderung. Ähnlich hatte schon Sportsoziologe Helmut Digel argumentiert: »Bei Nichterreichen der Ziele sollten Sanktionen erfolgen.« Ein System, das der DOSB vor einigen Jahren zugunsten des aktuellen abgeschafft hat.

Auch Jens Petermann (LINKE), Mitglied im Sportausschuss des Bundestags, hält Bestrafungen für »kontraproduktiv«. Vielmehr sollte langfristig in den Unterbau investiert werden. »Die Auswirkungen des Spitzensports auf die Breite sind nicht zu unterschätzen. Wir wollen das Geld für den Sport nicht kürzen«, sagt Petermann, doch es sollte anders verteilt werden. Neue Programme für moderne Sportstätten und Trainerstellen zur besseren Nachwuchsförderung stehen ganz oben auf seiner Liste.

Die an Medaillen orientierten Zielvereinbarungen hält Petermann nicht für sinnvoll. »In einem olympischen Finale spielen so viele Faktoren eine Rolle, die nicht zu kontrollieren sind, so dass ein Erfüllen solcher Vereinbarungen eher zufällig ist«, sagt der Sportpolitiker, der neue Bestleistungen als besseren Gradmesser für optimale Vorbereitung ansieht.

Kommende Woche debattiert der Sportausschuss den Haushaltsentwurf des BMI und den Ausgang der Londoner Spiele. »Wenn der DOSB nichts verändert, lassen wir ihm das so nicht durchgehen«, sagt Petermann. Um das aber kontrollieren zu können, müssten die neuen Zielvereinbarungen erst einmal veröffentlicht werden. Dazu verlor der DOSB auf fünf Seiten kein Wort.

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