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Tempolimit für die Börse

Kommentar von Hermannus Pfeiffer

  • Lesedauer: 1 Min.

Ein »Tempolimit für den Hochfrequenzhandel« will die Bundesregierung mit ihrem neuen Gesetz festlegen. Schief wie dieses Sprachbild ist auch das Gesetz: Es geht nicht um Frequenzen, sondern um Geschwindigkeit. Zeit ist Geld. Hochgeschwindigkeitshändler drohen den Börsen das Geschäft kaputt zu machen. Die gelten zwar seit Émile Zolas »Geld« als literarischer Inbegriff des Kapitalismus, haben aber heute den Vorteil, recht streng reguliert zu sein. Gezockt werden kann zwar immer noch, aber geregelt und einigermaßen durchschaubar.

Der Finanzkapitalismus beschleunigt zwar rasant, seit der Telegraf im 19. Jahrhunderts die Brieftauben ablöste. Es geht aber letztlich gar nicht um Geschwindigkeit, sondern um regulierte und unregulierte Marktplätze! Und hier greift der Entwurf der Regierung zu kurz. Obwohl zu loben ist, dass Finanzminister Schäuble dem lahmenden Europa und den USA voranprescht, ist der »Führerschein« für Hochgeschwindigkeitshändler viel zu leicht zu erhalten - aus Angst, die Finanzakteure zu verschrecken. Hier täte mehr Selbstbewusstsein wohl. Aber vor allem sollte - wie mit der geplanten Entschärfung der Großbanken oder der Finanztransaktionssteuer - alles dafür getan werden, Schattenbanken und Finanzparadiese zu schließen. Damit die Akteure nicht länger vor fairen Regeln ins Abseits entfliehen können.

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