Undankbarkeit

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Das »dankbare Vaterland« ist verantwortlich, dass dem Freiherrn vom Stein das gestern nach seiner Restaurierung und Auffrischung neu enthüllte Standbild überhaupt gefertigt wurde. Die Inschrift beginnt mit der Zueignung: »Dem Minister...«. Wem fiele heutigentags noch solches ein, und wer könnte der Begünstigte sein. Nennen wir »Minister« Senatorinnen und Senatoren, fügen ein Amt hinzu. Sollte es jener für Finanzen oder jene für Gesundheit sein? Wie wäre es mit jenen für Inneres, Kultur oder Stadtentwicklung oder mit jener für Justiz? Was lässt sich halten von denen für Bildung und Wirtschaft oder gar dem Regierenden? Ohne recht erkennbare Unterschiede sind sie alle mit Sparen beschäftigt. Sie nehmen allzu gern und sehen ängstlich zu, das Geben möglichst zu vermeiden. Das gilt innerhalb der Regierungsriege und nach außen schon gar. Jeder will, dass möglichst der andere spare. Da ist es wie im richtigen Leben draußen in der Stadt. Also ein ganz normaler Vorgang, von jeder Originalität weit entfernt. Wie auch der Zustand keine besonderen Verdienste erkennen lässt. Habe ich kein Geld, stecke zudem bis zum Hals in Schulden, dann muss ich eben sparen - weil ich nichts auszugeben habe. Selbst wenn ich den Missstand nicht verursacht, ihn quasi geerbt habe, bin ich arm dran. Dankbarkeit setzt zudem Verständnis voraus. Bleibt jedoch ein höherer Zweck verborgen, begleitet Undankbarkeit solches Tun. Die Mentalität ist weit entfernt vom versprochenen Wechsel, der Bürger also verdrossen. Damit ist er vor allem als Wähler sauer, wie die Umfragen bestätigen. Ist am Ende aber nur das »Vaterland« und nicht Anhängerschaft dankbar, muss man die nächste Wahl wohl verloren geben.
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