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Szenische Biographie

  • Lesedauer: 2 Min.

Natürlich kennt die Welt schlimmere Emigrantenschickale als das der Familie Mann. Und ob Erika Mann, die Tochter Thomas Manns, eine Symbolfigur solcher dem Tode Entronnener sein kann, sei dahingestellt. Doch die künstlerisch wirkungsvolle Verdichtung und Dramatisierung ihres Lebens durch den 28jährigen Wiener Regisseur Ludwig Kohl vermag Denkprozesse über psychische-wid physische Belastung von Exilanten zu befördern.

In drei Bildern werden großbürgerliche Kindheit und Jugend, Widerstand gegen den Nationalsozialismus im systemfeindlichen Kabarett „Pfeffermühle“ und Exil, sowie ihr Siechtum am Ende ihres Lebens gezeigt. In leisen, zu Herzen gehenden Tönen können die Akteure Erika Manns hochherziges Fühlen und lebensvolles Drängen nach Weltverbesserung nachvollziehbar machen. Nur im zweiten Bild, wenn die Mordmaschine der Nazis aufheult, großdeutsches Musikpathos sich mit Stukaangriffslärm mischt und Blut fließt, gibt es Action und notwendige akustische Aggression.

Das Geheimnis des Publikumserfolgs bei der Uraufführung der szenischen Biographie im Rahmen der Wiener Festwochen im Juni dieses Jahres mag vor allem im klugen Wechsel von Feinsinnigkeit (großartig Susanne Brandt als Erika Mann), „Lebensuntüchtigkeit“ (Antonio Paradiso als Klaus Mann) und barbarischer Grobschlächtigkeit der Figuren des zwölfjährigen Reiches liegen. Besonders Eva Brunner vermag das in mehreren Rollen als Kabarettistin nachvollziehbar zu gestalten.

An der leicht wirkenden Inszenierung hat das gesamte Team Anteil, den Szenaristen L. Kohl, den musikalischen Kopf Michael Renath, die engagiert wirkenden Schauspieler, zwei Kinder, die phantasievoll Erdachtes mit naiver Kindlichkeit untermalen, eingeschlossen.

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