Knabbern wie die Eichhörnchen

Weihnachten ist die hohe Zeit der Nüsse. Doch die sind nicht nur gesund, einige enthalten auch allergene Bestandteile/Von Anke Noll

  • Lesedauer: 5 Min.
Schon seit Urzeiten schöpfen Menschen Ausdauer und Kraft aus Walnüssen, Cashew-Kernen, Haselnüssen, Mandeln, Pistazien, Erdnüssen, Pinienkernen, Macadamia-, Pecan- oder Paranüssen. Die nährstoffreichen Samen und Früchte galten als Symbol für Fruchtbarkeit, Kindersegen sowie konzentrierte Weisheit und Geduld. Der Brauch, am Polterabend der Braut einen Korb Walnüsse ins Schlafzimmer zu schütten, erinnert noch daran.
Verschiedene Inhaltsstoffe wie Arginin, Cholin, Ellagsäure, Sitosterin, ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe erlauben einen ersten flüchtigen Blick in die geheimnisvolle alte Schatztruhe, welche die Natur in Form der Nüsse für uns bereithält. Die Wirkmechanismen einiger dieser Stoffe im menschlichen Körper sind noch nicht genau bekannt. Lange Zeit als Fettbomben verschrien, erleben Nüsse eine Renaissance als köstliche Mittel gegen Bluthochdruck, Herzinfarkt, Krebs, Morbus Parkinson oder gar Impotenz.

Bucheckern
Die dreikantigen, rotbraunen Nüsschen sind eng mit den Edelkastanien verwandt. Nur alle zehn Jahre kann man größere Mengen davon ernten. Bei Tieren sehr beliebt, waren sie von Menschen nur wenig beachtetet, mit einer Ausnahme im Jahr 1947. Als die Hungersnot nach dem zweiten Weltkrieg am größten war, trugen die weitverbreiteten Buchen reichlich Früchte. Zahllose Frauen und Kinder sammelten in diesem Jahr Bucheckern, um Öl daraus pressen zu lassen. Rohe Bucheckern sind giftig, aber geröstet oder als Zutat im Kuchen können sie auf Grund ihres hohen Eisengehaltes bei Blutarmut empfohlen werden.

Edelkastanien
Im Unterschied zu allen anderen Nüssen enthalten Kastanien besonders viele Kohlenhydrate. In Italien als Maronen bezeichnet, können diese »kleinen Brote« bzw. daraus gebackenes Kastanienbrot ein guter Ersatz für die üblichen Weizen-Roggen-Brote sein, die Zöliakiekranke wegen des Glutens im einheimischen Getreide nicht vertragen.

Mandeln
Süße Mandeln bestechen durch ihren hohen Gehalt an Magnesium und Vitamin E. Das aus Zucker und geriebenen Mandeln hergestellte Marzipan wurde im Mittelalter von Apothekern auch als Herzzucker bezeichnet. Entscheidend für die Wirkung auf das Herz ist der optimale Anteil an Bittermandeln, welche Blausäure enthalten. Aber Vorsicht! Schon eine geringfügige Überdosierung von Blausäure kann die positive Wirkung in ihr Gegenteil verkehren. Sechzig bittere Mandeln können tödlich sein.

Erdnüsse
Erdnüsse enthalten wie alle Hülsenfrüchte größere Mengen des Mineralstoffs Zink, der für das Immunsystem, aber auch für die männliche und weibliche Fruchtbarkeit von hoher Bedeutung ist. Die Vitamine der B-Gruppe, insbesondere Niacin, sind reichlich vertreten. Außerdem können schon ein paar Erdnüsse nach einer Mahlzeit den pH-Wert in der Mundhöhle neutralisieren, so dass kariesauslösende Bakterien keine Chance haben, den Zahnschmelz anzugreifen.

Paranüsse
Sechs bis sieben Paranüsse sind so wertvoll wie ein großes Steak. Das Eiweiß der Paranuss gleicht dem des Hühnereis, ist also von höchster biologischer Wertigkeit. Kombiniert mit Obst sind Paranüsse eine vollwertigen Mahlzeit. Besonders bei Zeitmangel sind sie sehr zu empfehlen. Durch Vitamin B1 und Magnesium ist die Paranuss zudem ein wahres Labsal für Stressgeplagte.

Haselnüsse
Auch Haselnüsse werden als Nervennahrung bezeichnet. Sie sind Hauptbestandteil von Studentenfutter, aber auch in Nussnougat oder Krokant enthalten. Besonders Allergiker, die auf Blütenpollen von Birken reagieren, sollten vorsichtig sein, denn Haselnusssträucher gehören zur Familie der Birkengewächse, so dass eine so genannte Kreuzallergie nicht ausgeschlossen ist.

Macadamia
Macadamianüsse - auch Königsnüsse genannt - sind in Australien beheimatet. Sie sind keine echten Nüsse, sondern Steinfrüchte. Da der Macadamia-Baum nicht mit Haselnuss oder Erdnuss verwandt ist, können Menschen, die gegen Hasel- oder Erdnüsse allergisch sind, nach Absprache mit dem Arzt diese Nüsse probieren. Ihr königlich aromatischer, zart süßlicher Geschmack entfaltet sich besonders nach leichtem Rösten.

Kokosnüsse
Das Fett der Kokosnuss enthält kaum ungesättigte Fettsäuren, wodurch es seinen Charakter als natürliches Hartfett erhält. Für die Zubereitung von Zuckerglasur bewährt sich Kokosfett in der Weihnachtsbäckerei. Frische Kokosraspel werden für die beliebten Kokosmakronen, aber auch für viele thailändische oder indische Gerichte benötigt. Um das unvergleichliche Aroma frisch hergestellter Kokosraspel genießen zu können, muss man an den Enden der Kokosnuss, den so genannten Augen, jeweils ein Loch schlagen. So kann man das Kokoswasser in eine Schale gießen. Das zweite Loch dient dem Luftausgleich. Mit einem Hammer schlägt man entlang der Narbe auf die Schale, bis diese aufspringt und man das Fruchtfleisch herausschneiden kann. Die Schalen sind als Gefäß für Adventsgestecke nützlich.

Walnüsse
Wie alle Nüsse enthalten Walnüsse reichlich Arginin, das den Blutstrom verbessert, Durchblutungsstörungen verringert, einen erhöhten Blutdruck zu senken vermag und in manchen Fällen sogar die Potenz verbessert. Letztere Wirkung zeigt sich aber erst nach regelmäßigem Genuss von Nüssen, frühestens nach drei bis vier Tagen, dann allerdings ohne Nebenwirkungen.

Cashew
Cashew-Kerne sind keine Nüsse, sondern die Enden des Cashew-Apfels (auch Kaju-Apfel), der seinen Namen den Indianern verdankt, die seine stärkende Kraft zuerst nutzten. In Mexiko und Brasilien beheimatet, zeichnen sich Cashew-Nüsse vor allem durch ihren hohen Magnesium-Gehalt aus.
Welchen Nüssen man letztlich den Vorzug gibt, sollte die eigene Zunge entscheiden. Täglich etwa fünf Nüsse (mit Ausnahme der Kokosnüsse) - so stellten mehrere große Studien fest - beugen zahlreichen Erkrankungen vor. Wenn man den hohen Fettgehalt der Nüsse berücksichtigt und bei anderen fettreichen Speisen wie Wurst, Käse, Mayonnaise oder Streichfetten etwas bescheidener isst, bleibt die gesamte Fettaufnahme im Limit.
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