Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Fliegerbombe explodiert – Tote, Schwerverletzte, große Schäden

Tragisches Unglück gestern in Friedrichshain / Menschen unter Trümmern

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Explosion riß Häuserwände herunter ND-Foto: Robert Grahn

Berlin (ND-Kollewe). Eine schwere Explosion erschütterte am Donnerstagnachmittag die Gegend um den S-Bahnhof Frankfurter Allee. Auf einer Baustelle neben dem Wohnhaus Pettenkofer Straße 4 detonierte um 16.40 Uhr bei Bohrarbeiten für Spundwände eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Berlins Polizeipräsident Saberschinsky informierte über den Fund von größeren Metaüteilen, die mit Sicherheit auf eine Bombe schließen ließen. Drei Tote forderte das Unglück. Gegen 19 Uhr suchten die Einsatzkräfte noch immer nach zwei Bauarbeitern, die man unter einem umgestürzten Bagger im Erdreich vermutete. Sieben zum Teil Schwerverletzte wurden mit Hubschraubern in umliegende Krankenhäuser gebracht.

Die Unglücksstelle bot ein Bild des Grauens. Die Wucht der Explosion hatte zwei riesige Löcher in die Giebelwand des Hauses gerissen. Leichenteile wurden bis in die dritte, vierte Etage sowie auf die etwa 150 Meter entfernte Baustelle Ringbahnhalle geschleudert, informierte der Polizeipräsident. Die Verletzten seien direkt abtransportiert worden. Bis in die einbrechende Dunkelheit hinein loderte noch eine Stichflamme aus einer beschädigten Gasleitung. Mit schwerem Gerät räumte die Feuerwehr den zerstörten und umgestürzten Bagger weg.

Den Anwohnern stand die Erschütterung im Gesicht. „Das Haus sprang regelrecht in die Höhe“, sagte eine Bewohnerin. Parkende Autos wurden schwer beschädigt. Trümmer und Bauschutt bedeckten die Pettenkofer und anliegende Straßen. Steine beschädigten sogar die Kanzel eines 200 Meter entfernten Baukrans sowie Fensterscheiben und Dächer von Wohnhäusern in der Frankfurter Allee.

Uhrmacher Klaus Heibig, der sein Geschäft gleich nebenan hat, war noch immer schockiert. „Menschen lagen auf der Straße, Leute flüchteten aus dem Haus, Trümmer prasselten, es war furchtbar.“ Der Inhaber der „Textil-Truhe“, Manfred Widder, der sein Geschäft im Erdgeschoß des schwer beschädigten Hauses hat, sah buchstäblichschwarz. „Nach dem fürchterlich Knall war mein Landen voller Qualm. Sekunden zuvor kam noch eine Frau herein und wollte eben weiße Socken kaufen. Sekunden nur. .“

Rund 150 Feuerwehrleute, etwa 300 Polizeibeamte, Mitarbeiter des Technischen Hilfwerkes, von Gasag und Ebag, Helfer vom Roten Kreuz mit Spürhunden waren vor Ort. Auf der Frankfurter Allee drehte sich kein Rad. Aus Sicherheitsgründen mußte der Betrieb auf der U5 vorübergehend eingestellt werden. Für die Bewohner des Unglückshauses muß eine neue Bleibe gesucht werden. „Das Haus muß abgetragen werden“, sagrte Feuerwehrsprecher Klaus Ziegler.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal