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Mit Ritter Runkel auf der Leinwand

VonF.B.HABEL

  • Lesedauer: 3 Min.

Greta Garbo bewies es: Wer sich früh aus der Öffentlichkeit zurückzieht, wird zur lebenden Legende. Eine solche ist heute Hannes Hegen. Mit 30 Jahren landete er 1955 seinen großen Coup. Er wurde der Urvater der Heftreihe „Mosaik“, für die er die drei Gnome Dig, Dag und Digedag schuf. Die Digedags blieben fast 20 Jahre lang die Helden der einzigen, monatlich erscheinenden Comic-Zeitschrift der DDR, bis sich Hannes Hegen nicht mehr in seine Geschichten hineinreden lassen wollte. In Heft 223 beendeten die Digedags ihre Reisen ziemlich abrupt.

Hegen hatte zusammen mit Autor Lothar Dräger geschichtliches Wissen um das alte Rom, die Pionierzeit Amerikas und die Gründerjahre in Mitteleuropa wie auch den Glauben an technischen Fortschritt in einer utopischen Reihe in den Mittelpunkt seiner Bilderserien gestellt und dabei heitere und spannende Geschichten erzählt. Den größten Erfolg gab es mit den Abenteuern, die Dig und Dag im Mittelalter mit dem skurrilen Ritter Runkel erlebten.

„Ich hätte durchaus noch weitermachen können, aber ich wollte mir keine Vorschriften machen lassen“, sagt Hannes Hegen heute. Mit 50 zog er sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück, nicht ohne dagegen protestiert zu haben, daß der Verlag mit den Abrafax-Figuren ein Plagiat der Digedags einführte. Vor wenigen Wochen wurde Hannes Hegen 70, und das Interesse an den Digedags ist seit einigen Jahren neu entfacht. Der Buchverlag Junge Welt hat die Abenteuer der Digedags in bisher 27 Büchern wiederaufgelegt, es gibt Digedag-Kalender, Fanbücher, Keramikfiguren und seit kurzem auch den ersten Digedag-Film. Vorerst sind- es nur.fünf Minuten, in denen Dig, Dag und Ritter Runkel von Rübenstein durch Künstler der Potsdamer Firma Ost-Film Leben eingehaucht wurde. Was bisher der Phantasie überlassen blieb, ist nun Realität. Die „Mosaik“-Helden haben weltliche Stimmen. Prominente Darsteller wie Peter Hiller, Lutz Schneider, Michael Gwisdek, Christine Harbort und Rolf Hoppe wirken in ihren Rollen durchaus überzeugend.

Diesen Film kann man jetzt im Potsdamer Filmmuseum erleben, wo er innerhalb der Ausstellung „Die Digedags größte deutsche Comic-Legende“ gezeigt wird. Hier sind alle Titelblätter der Originalhefte ?von Hannes Hegen oder Figurinen von seiner engsten Mitarbeiterin, seiner Frau Edith, zu sehen. Viele Heftseiten geben Beispiele für Hegens Arbeit. Aber auch Skizzen und Hintergrundzeichnungen des Digedag-Films vermitteln einen Eindruck von den Geheimnissen der Entstehung eines Trickfilms.

Nun werden viele Ausstellungsbesucher ungeduldig darauf warten, daß die Digedags in Serie gehen. Man darf sicher sein, daß diese Exposition bis 24. September zahllose Fans anziehen wird, denn die Digedags - deren erste Hefte unter Sammlern Preise bis zu 1000 DM erzielen - sind eine echte Legende.

Filmmuseum Potsdam, Marstall: Die Digedags - größte deutsche Comic-Legende. Bis 24. September, Di-Fr 10-17, Sa/So 10-18 Uhr. Eintritt 4 DM/2 DM

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