Auch wenn die Werbung mancher Institute bisweilen zweideutig ist: Fettabsaugen ist kein Verfahren zur allgemeinen Gewichtsreduktion, sondern ein Eingriff, der tödliche Folgen haben kann.
Nach dem Fettabsaugen verbessern sich die Risikofaktoren für Herz-Gefäß-Krankheiten und Diabetes nicht. Zu diesem Resultat kommt Dr. Samuel Klein von der Universität St. Louis/Michigan. Er hatte 15 fettleibige Frauen in seine Pilot-Studie einbezogen, davon sieben mit einem Diabetes Typ II, denen bis zu elf Kilogramm Fett abgesaugt wurden.
Nach drei Monaten stand fest, dass sich bei den Diabetikerinnen weder Blutdruck, Blutfette und Blutzucker, noch die für Gefäßkrankheiten entscheidenden Entzündungsfaktoren und das Ansprechen auf Insulin verbesserten. Damit bestätigt Klein die Überzeugung vieler Experten, dass das Absaugen von Bauchfett allein auf das psychische Wohlbefinden wirkt. Viele Adipöse liebäugeln am Ende einer von Misserfolgen begleiteten Serie von Diäten mit dem Gedanken, sich mit chirurgischer Unterstützung von den verhassten Fettpolstern zu befreien. Kein Wunder also, dass Fettabsaugen zu den häufigsten Eingriffen der Schönheitschirurgie zählt. Es ist aber auch der einzige Eingriff, bei dem es Tote gibt, klagt Prof. Rolf R. Olbrisch, Präsident der »Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen« aus Düsseldorf. Immerhin 14 Todesfälle waren es 2003 - für einen Eingriff, der eigentlich nicht nötig sei. Die Komplikationsrate bei der Liposuktion liegt mit neun Prozent hoch. Das Spektrum reicht vom unbefriedigenden kosmetischen Ergebnis bis zur lebensbedrohlichen Embolie und Infektion.
Fettabsaugen ist eine Methode mit relativ begrenztem Einsatz: Fettpolster an Oberschenkel, Unterbauch, Knie, Hüfte, Kinn, Nacken und beim chronischen Lymphödem. Vorrangig geht es um die Beseitigung örtlicher Fett-Fehlverteilungen. Deshalb erstatten die Kassen auch nur in Ausnahmefällen die Kosten, wobei sie in aller Regel ein psychologisches oder psychiatrisches Gutachten fordern. Wie beim Fettabsaugen warnen plastische Chirurgen auch vor zu hohen Erwartungen und einem leichtfertigem Gebrauch der sogenannten Fett-weg-Spritze. Der Wirkstoff Phosphatidylcholine, ein Cholesterinsenker, zersetzt nach Injektion auf chemischem Weg das Fett. Da dieses vom Körper nicht immer gänzlich abtransportiert wird, kann es zu Entzündungen, Zysten und Dellen kommen.
Dennoch brauchen Adipöse nicht zu verzweifeln. Mit dem sogenannten Magenband und dem Magenbypass können Chirurgen heute den Magen verkleinern, bzw. die Passage des Nahrungsbreis beschleunigen, so dass die Fettaufnahme deutlich gesenkt und Übergewicht abgebaut wird. Bis weitere Verfahren, wie beispielsweise die Unterbindung der Blutversorgung im Fettgewebe, die derzeit in den USA untersucht wird, beim Menschen Anwendung finden, werden allerdings Jahre vergehen. Übergewichtige sollten die Zeit nutzen, um sich Vorbilder zu suchen. Beispielsweise solche, wie den Trierer Orthopäden Peter Krapf, der innerhalb von zwei Jahren durch Bewegung und ausgewogene Ernährung 100 Kilo verloren hatte.
(10 x 10-Kilo-weg-Buch, Kneipp Verlag, 94 Seiten, 17,90 Euro)
Wolfgang Kappler
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