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- ND-Serie AUSLÄNDER IN DEUTSCHLAND: Die meisten RUMÄNEN wollen der desolaten Wirtschaftslage entfliehen
Früher als politische Flüchtlinge willkommen
Grenzbahnhof Frankfurt/Oder Eine dreiköpfige Familie aus Rumänien springt aus dem Zug. Augenblicklich werden sie von bewaffneten Beamten des Bundesgrenzschutzes (BGS) umringt. Da sie kein Touristenvisum vorweisen können, befinden sie sich illegal in der Bundesrepublik. Der Mann und die minderjährige Tochter werden sofort abgeschoben. Die hochschwangere Frau kommt, nachdem die Wehen noch im Polizeirevier einsetzten, ins Krankenhaus.
Obwohl sie wiederholt betont hatte, Asyl beantragen zu wollen, soll sie zwei Wochen nach der Entbindung mit ihrem Kind über Berlin-Schönefeld abgeschoben werden. Erst dort reagieren die Beamten positiv auf den Asylwunsch der Frau: Sie darf vorerst bleiben. Nachzulesen ist dieser Fall vom Februar 1993 in der Broschüre „Rumänien. Vor den Toren der Festung Europa“ der Berliner Forschungsgesellschaft Flucht und Migration (FFM).
Rumänen, da denken viele zuerst an organisierte Kriminalität, „Wirtschaftsasylanten“ oder Banden ehemaliger rumänischer Geheimdienstleute. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Eine desolate wirtschaftliche Lage und poli-
tische Perspektivlosigkeit treiben Jahr für Jahr Tausende Rumänen nach Deutschland. Für Stundenlöhne von teilweise weniger als sechs Mark malochen viele auf dem Bau. Angeworben werden sie von deutschen Vermittler- und Werkvertragsfirmen, die das vielfache des Lohnes von den Baufirmen als Provision erhalten. Für den illegalen Grenzübertritt kassieren wiederum Profi-Schleuser von den Flüchtlingen horrende Summen.
Deutschland ist vor allem für junge Rumänen ein begehrtes Ziel. Nach der Einstufung des südosteuropäischen Landes als „sicheres Herkunftsland“ besitzen rumänische Flüchtlinge jedoch keine Chance mehr auf Anerkennung im Asylverfahren. Im letzten Jahr wurde nach Informationen der FFM
kein einziger Asylantrag von Rumänen mehr anerkannt.
Am härtesten trifft es die zahlenmäßig größte Gruppe der hier lebenden Rumänen die Roma, die weder in der Bundesrepublik noch in ihrer Heimat gern gesehen sind. Nach Schätzungen des Innenministeriums sind etwa 60 Prozent der seit Inkrafttreten des Rücknahmeabkommens abgeschobenen rumänischen Staatsbürger Angehörige der Roma-Minderheit.
Genaues Zahlenmaterial gibt es allerdings nicht. Viele Roma-Flüchtlinge verzichteten zu Beginn der 90er Jahre bei der Einreise in die Bundesrepublik ganz bewußt auf ihre Staatsangehörigkeit. Aufgrund ihrer Verfolgungssituation in Rumänien gingen sie davon aus, daß sie auf keinen Fall abgescho-
ben würden. Der Status als Staatenlose sollte ihnen dabei helfen. Ein Irrtum, wie die durchgängigen Ablehnungen ihrer Asylanträge beweisen.
Aus Rumänien, einem der Armenhäuser Europas, sind aber bereits vor 1989 Menschen nach Deutschland gekommen. Damals, in der Zeit der Blockkonfrontation und des kalten Krieges, wurden sie als politische Flüchtlinge vor dem Kommunismus im Westen bereitwillig aufgenommen. So lebt denn heute auch der größte Teil der Rumänen in den alten Bundesländern.
In Westberlin gab es beispielsweise bereits 1990 eine 2 300 Köpfe zählende rumänische Gemeinde, während im Ostteil der Stadt damals lediglich 300 rumänische Staats-
bürger registriert waren. Heute leben nach Angaben der Außenstelle der rumänischen Botschaft etwa 2 700 Rumänen in der deutschen Hauptstadt. Bundesweit stellen sie immerhin die siebtgrößte Ausländergruppe.
Abseits der Polizeinachrichten und Skandalgeschichten der Boulevardzeitungen über die „kriminelle, vagabundierende Rumänenmafia“ hat sich ein allerdings nur spärlich aktives Gemeindeleben in der deutschen Aufnahmegesellschaft entwickelt. Die einzige Gemeinde mit organisierter Sozialarbeit gibt es in Berlin. Dort ist der „Sozialdienst für Rumänen“ seit 1991 fester Be-. standteil der Gemeindeaktivitäten. Eine der größten orthodoxen Kirchengemeinden in Deutschland existiert in München. Ihr gehören rund 8 000 Rumänen an.
Bisher erschienen: Bosnier (31.7.95), Iraner (8.8), Kurden (15.8.), Argentinier (30.8.), Afghanen (6.9.), Polen (14.9.), Vietnamesen (21.9.), Kroaten und Serben (28.9.), Portugiesen (10.10.), Algerier (19.10.), Chilenen (26.10.), Indonesier (2.11.), Inder (15.11.), Italiener (22.11.), Russen (1.12.), Türken (7.12.), Koreaner (12.12.), Armenier (21.12.), Mocambiquer (2.1.96), Roma (18.1.), Griechen (25.1.), Bulgaren (5.2.1 Tamilen (12.2.).
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