- Kultur
- Deep Purple in der Deutschlandhalle
„Alles im Lot“
„Fireball' war der Opener beim Konzert von „Deep Purple“ am Freitag in der Berliner Deutschlandhalle. Und es sollte sehr heiß hergehen beim zweistündigen Konzert einer der besten Rockbands aller Zeiten. Wurden doch zum großen Teil Songs gespiejt, diet dqs, .(Männer-)Pübiikum seit ;! über zwanzig Jahren immer wieder hören will: der einstige Hitparaden-Stürmer „Black Night“, „Woman From Tokyo“, der Knaller mit dem Hard-Rock-Riff schlechthin „Smoke On The Water“ und das Lied von der Auto-Jagd „Highway Star“ - ausgelassener Jubel bei den Zuhörern.
Von der legendären Besetzung des Quintetts fehlte als einziger Ritchie Blackmore für ihn an der Gitarre der Amerikaner Steve Morse - ein würdiger Nachfolger. Die Schwermetaller - sie touren zur Zeit durch die Bundesrepublik und Europa - brachten auch ein Großteil der Lieder ihres neuen Albums „Purpendicular“ (die Purple'sche Abwandlung des lateinischen Begriffs Perpendicular, was soviel wie „alles im Lot“ bedeutet). Die vor sechs Wochen veröffentlichte CD zeichnet sich durch erstaunliche Qualität und Frische sowie Musikalität aus. Geboten wurde davon in Berlin u.a. „Somebody Stole My Guitar“ mit typischem Purple-Groove und „Sometimes I Feel Like Screaming“ mit wunderbar lyrischem Gitarren-Motiv - Feuerzeuge flammten auf.
Der hünenhafte Sänger Ian Gillan (50), mit schulterlangem schwarzem Haar, sang mit klarer Stimme, bediente des öfteren Congas und Mundi, tanzte und versuchte zu scherzen. Jon Lord (54), mit weißem Haar und Brille bedeutend älter als seine Mitmusiker aussehend, spielte sein Keyboard zumeist konzentriert über die Tasten gebeugt (als er bei einem Soli eine Mischung aus Klassik und Jazz brachte, wurde der „Lord“ gefeiert wie ein König). Der neue Flinkfinger Steve
Morse brachte seine genialen, jazzig-bluesigen Einflüsse in viele Lieder ein, über weite Strecken war er Mittelpunkt der Band. Roger Glover (50), mit Kopftuch und gegenüber Gillan fast kleinwüchsig, ließ beim Spielen seinen Baß tanzen, (übrigens ist er auch Produzent der Gruppe) und Ian Paice (47) bewies einmal mehr, daß er einer der besten Drummer Großbritanniens ist. Der spannende Wettstreit zwischen Lord und Morse machte an diesem Abend viel Vergnügen.
Einst bezogen „Deep Purple“, 1968 in London gegründet, ihre Spannung aus der Haßliebe zwischen dem klassikvernarrten Lord und dem aggressiven Rocker Ritchie Blackmore (g) (zu Anfang gingen gar Instrumente zu Bruch). Bei dem herausragenden Album „Deep Purple In Rock“ (1970) hatte sich Blackmore durchgesetzt, der Heavy Rock war geboren und „Fireball“ (71) und „Machine Head“ (72) waren ähnlich brillant. Doch der Zoff blieb, Sänger Gillan war bald ausgebrannt, neuen Songs mangelte es an aggressivem Biß. 1973 kam das Ende der legendären Besetzung Blackmore, Gillan, Glover, Lord, Paice. Mangelnde Moneten brachten 1984 eine erste Reunion - für vier Jahre -1993 gab es eine zweite (doch die feurigen Charaktere Blackmore und Gillan prallten aufeinander und Blackmore ging). Seit 1994 ist nun Steve Morse (früher bei „Dixie Dregs“ und „Kansas“) bei den Großvätern des Heavy Metal. Der Hobby-Pilot aus Florida soll das Gegenteil von Blackmore dem „Schrecklichen“ sein - sanft und zuvorkommend. Auch bringt er gute Ideen ein, wichtig für die Gruppe, ist es doch Ziel der Band, Musik zu machen, die wie „Deep Purple“ klingt, aber trotzdem neu und anders ist. Eben etwa so wie auf „Purpendicular“
THOMAS GROSSMAN
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