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Neues von der »Kummerkastentante«

Jutta Resch-Treuwerth: Unter vier Augen

  • Lesedauer: 2 Min.

“T Tiele machten sich dar-\ / über lustig. Doch wenn V mittwochs die Zeitung kam, schlugen auch die größten Schmunzler zuerst die Seite 6 auf. In der Rubrik »Unter vier Augen« in der einstigen FDJ-Tageszeitung Junge Welt gab über zwei Jahrzehnte Jutta Resch-Treuwerth Ratschläge zu Liebe, Partnerschaft und Sex. Zu kleine Brüste, zu häufiger oder zu seltener Geschlechtsverkehr, der erste Liebeskummer, Probleme mit verständnislosen Eltern, Geschlechtskrankheiten - sie gab auf jede Frage eine Antwort. Nicht jeder Brief, der in der Redaktion landete, wurde veröffentlicht. Aber beantwortet wurden sie alle.

Jutta Resch-Treuwerth: Unter vier Augen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1996. 320 S, br., 24.80 DM.

Eine Auswahl von mehreren Tausend Hilferufen von jungen Frauen und Männern, Eltern, Eheleuten, Alleinstehenden sind jetzt im Buch »Unter vier Augen - Liebesbriefe aus zwei Jahrzehnten« veröffentlicht. Jeder Brief ist einmalig und doch typisch für das Leben in der DDR. Auffällig ist, daß viele Frauen u.a. durch ihre Unabhängigkeit und Selbständigkeit einen hohen Maßstab an Partnerschaft legten, den die meisten Männer nicht erfüllen konnten. Zwischen gepriese-

ner Gleichberechtigung und noch fest verankerten Rollenklischees klafften tiefe Lücken. Doch eine unerfüllte Liebe zu leben, das lehnten DDR-Frauen ab. So wurden 80 Prozent aller Scheidungen von Frauen eingereicht.

Auf Antwortbriefe hat die Autorin im Buch verzichtet. Obwohl sie von großem Interesse wären. Die »Kummerkastentante«, wie Jutta Resch-Treuwerth gern betitelt wurde, benannte Probleme, auch wenn diese vermeintlich nicht in eine »Gesellschaft von hoher Moral« paßten. So war sie in der DDR eine der ersten Journalistinnen, die z.B. mit Homosexualität öffentlich umgingen.

Simone Schmollack

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