Feindbild Islam

Kommentar von Christian Klemm

  • Lesedauer: 1 Min.

Spätestens seit den Anschlägen auf das World Trade Center 2001 gibt es auch in Deutschland ein neues Feindbild: den Islam. Bärtige Männer mit orientalischem Aussehen werden pauschal mit radikalen Islamisten gleichgesetzt, die ihre Frauen in die Burka zwingen, den westlichen Rechtsstaat ablehnen und zum Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen aufrufen. Genau in dieses Schema passt die »Vermisst«-Kampagne des Bundesinnenministeriums. Dort wird in Wildwestmanier vor einem Abgleiten Jugendlicher in den Terrorismus gewarnt. Fehlt nur noch, dass Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) auf den steckbriefähnlichen Plakaten ein Kopfgeld auf Jugendliche aussetzt, die jeden Freitag in die Moschee pilgern. Nach dem Mohammed-Video kann diese Kampagne von Muslimen nur als eine weitere Provokation verstanden werden.

Doch jetzt kommt Kritik an der Kampagne auch aus den Regierungsparteien auf. Was dabei verschwiegen wird: Auch Schwarz-Gelb trägt dafür Verantwortung, dass sich immer mehr junge Menschen dem Extremismus zuwenden. Denn die Bundesrepublik beteiligt sich an dem, was radikale Prediger als »Kreuzzug gegen den Islam« bezeichnen. Propagandistisch und auch mit eigenen Soldaten. Wenn Deutschland von jeglicher gewalttätigen Außenpolitik abrücken würde, gingen den Islamisten die Argumente aus. Ob der radikale politische Islamismus dann bei uns komplett verschwinden würde, ist nicht garantiert. Aber sinnvoller als die Kampagne wäre das allemal.

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