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Messi und Ronaldo dominieren Clásico

Das 2:2 zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid begeistert alle Fans - nur nicht die im Regierungsviertel der Hauptstadt

  • Jan Mies und Marten Schirmer, SID
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach dem spektakulären 2:2 im Clásico von Barcelona gegen Real Madrid bleibt alles beim Alten. Gewonnen hat nur das Publikum - mit einem deutlichen Zeichen an Spaniens Regierung.

Sogar Startrainer José Mourinho schwelgte in Superlativen: »Beide sind von einem anderen Planeten«, resümierte Real Madrids Coach nach dem 2:2 (1:1) im 254. Clásico zwischen dem FC Barcelona und den Madrilenen, der ganz von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo dominiert wurde.

Reals Superstar Ronaldo konnte vor seiner Schulterstauchung durch zwei Tore (22./66.) erstmals mit der überragenden Leistung von Barcas Weltfußballer Messi mithalten, auch wenn dessen zweites Tor per Freistoß (60.) in jedem Lehrvideo Platz finden dürfte. »Ich bin gekommen, um die beiden besten Spieler der Welt zu sehen. Beide haben mit zwei Toren ein Feuerwerk abgebrannt«, jubelte auch Basketballstar Dirk Nowitzki im Camp Nou. Messi und Ronaldo hatten die Zuschauer einmal mehr verzückt. Mit jeweils acht Saisontreffern in der Primera Division geht das Wettschießen der beiden »Fantastischen« um die Torjägerkrone weiter.

Trotzdem blieb Real nur die Gewissheit, dass man immer noch acht Punkte Rückstand auf den Tabellenführer Barcelona aufholen muss - angesichts der katalanischen Dominanz eigentlich schon zu viel. »Zum Saisonstart hätten wir es definitiv akzeptiert, nach sieben Spielen in dieser Situation zu sein«, sagte Barcas Trainer Tito Vilanova: »Ich bin mit der Leistung zufrieden, es wurde ein großes Spektakel geboten.«

Mourinho lobte unterdessen auch den deutschen Nationalspieler Mesut Özil. »Mesut hat mit sehr viel Qualität gespielt«, sagte er. Özil war in der spanischen Presse nach zuletzt lethargischen Leistungen in die Kritik geraten, eine angebliche Kabinenpredigt Mourinhos soll ihn sogar dazu bewegt haben, in der Winterpause wechseln zu wollen. Gegen Barcelona rettete den 23-Jährigen nach erneut schwachem Beginn seine Vorlage zum 2:2, bevor er in der Schlussphase vom Feld musste. »Ich habe ihn ausgewechselt, weil er es nicht gewohnt war, so viel zu arbeiten«, sagte Mourinho. Nationalmannschaftskollege Sami Khedira agierte im defensiven Mittelfeld souverän und ist aus dem funktionierenden Gefüge bei Real kaum noch wegzudenken.

José Mourinho wusste indes selbst nicht so recht, was er mit diesem spektakulären Clásico anfangen sollte. Ein Achselzucken, ein leerer Blick. Fast abwesend saß der Portugiese in den Katakomben des Stadions. »Wir sind in der gleichen Situation wie vor dem Spiel«, sagte der sonst so exzentrische Trainer mit ruhiger Stimme und nestelte an seinem hellblauen Hemdkragen: »Mir hat gefallen, wie wir gespielt haben.«

Ohnehin könne die »ganze Welt zufrieden sein«, so Mourinho, »weil solch große Spiele normalerweise sehr taktisch geprägt sind und kaum Tore fallen. Dieses hatte all das, was die Leute mögen.« Gut verkauft hatte sich Real mit dem achtbaren Unentschieden allemal in der Höhle des Löwen.

Deutlich weniger Begeisterung dürfte der Clásico im Regierungsviertel von Madrid ausgelöst haben. Die katalanischen Fans nutzten das Weltereignis, um erneut gegen ihre Zugehörigkeit zu Spanien zu demonstrieren. Nach exakt 17:14 Minuten der beiden Halbzeiten erschütterten die 98 000 Zuschauer das Camp Nou mit lautstarken »Independència, Independència«-Rufen.

Jene Unabhängigkeit war den Katalanen im Jahr 1714 genommen worden. Vor dem Spiel hatten rote und gelbe Folien die Arena in eine riesige katalanische Nationalflagge verwandelt. Am 25. November wählt die Bevölkerung der wirtschaftsstarken Region im Nordosten Spaniens das Regionalparlament in einer vorgezogenen Wahl. Die national-liberale Regierungspartei CiU hat bereits angekündigt, im Falle eines erneuten Wahlsieges trotz des Widerstandes der Zentralregierung eine Volksabstimmung über eine politische Loslösung von Spanien abhalten zu wollen.

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