Hurrikan »Sandy« kostet in Kuba und Haiti 20 Menschen das Leben

Wirbelsturm hinterlässt in der Karibik eine Spur der Verwüstung

  • Leo Burghardt, Havanna
  • Lesedauer: 3 Min.
Bis Donnerstag brachte die Hurrikan-Saison in Kuba hoch willkommenen Regen. Doch Wirbelsturm »Sandy« war verheerend: elf Tote in Kuba, dazu neun in Haiti und einer in Jamaika.

Es waren bittere Nachrichten, die das staatliche kubanische Fernsehen verkünden musste: Beim Hurrikan »Sandy« sind am Donnerstag auf Kuba elf Menschen ums Leben gekommen. Im östlichen Teil der Insel mussten etwa 330 000 Anwohner in Sicherheit gebracht werden. »Sandy« richtete vor allem in den Provinzen Santiago de Cuba und Holguín Verwüstungen an. Der Hurrikan war am frühen Donnerstagmorgen über Kuba hereingebrochen und erreichte Geschwindigkeiten von 175 Kilometer pro Stunde. Es kam zu Überflutungen in Küstengegenden, Flüsse traten über die Ufer. Häuser seien eingestürzt. Der Wind habe Bäume und Strommasten umgerissen.

Gewöhnlich beginnt die Hurrikan-Saison für Kuba und seine Nachbarn Anfang Juni, sie endet mit dem Monat November. Daran hat sich trotz des Klimawandels bisher nichts geändert. Auch nicht daran, dass für Kuba die gefährlichsten Monate Oktober und November sind. »Sandy« ist dafür ein erneuter Beleg. Seit 1799, als die ersten kubanischen Meteorologen, Priester vom Jesuitenorden, mit der Wetterbeobachtung begannen, ist das so.

Im Oktober formieren sich die Zyklone (tropisches Niederdruckgebiet, tropische Unwetter, Hurrikan) in der Karibischen See, deren Oberflächentemperatur mindestens 27 Grad betragen muss. Was da verdampft und himmelwärts steigt, ist der Treibstoff für die entfesselten Naturgewalten. In den Monaten Juni bis Oktober entstehen sie vor Afrikas Westküste. Diese Sorte war in diesem Jahr sehr aktiv, aber sie kam Kuba bis »Sandy« nicht zu nahe, hatte nur die segensreiche Auswirkung, dass es regnete und regnete. Die Schäden daraus waren gemessen am Nutzen unerheblich. Stauseen und Becken, die seit Jahren bestenfalls die Hälfte ihrer Kapazität erreicht hatten, füllten sich beruhigend. Die Felder, die Weiden und Plantagen, die ganze Vegetation überhaupt, gediehen wie selten. Wenn einige Ernten trotzdem unter den Erwartungen blieben, dann lag das nicht an der Natur.

Am Mittwoch war klar, dass »Sandy« ein Hurrikan werden und die fünf Ostprovinzen in Mitleidenschaft ziehen würde. Fieber᠆haft arbeiteten Tausende Männer und Frauen, Uniformierte und Zivile, um die bereits geernteten und in Lagern aufbewahrten Tonnen von Reis, Tomaten und Kaffee zu schützen. Die Zivilverteidigung hatte schon in der Nacht vom Montag zum Dienstag Alarm geschlagen und das Räderwerk ihrer Abwehrmaßnahmen in Gang gesetzt. »Sandy« gewann an Kraft, wurde in die Kategorie 2 mit der Simpson-Saffir-Skala mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von 120 Kilometer pro Stunde eingeordnet. Der Wirbelsturm, der einen Durchmesser von 400 Kilometern hatte, tauchte sein Ein- und Auszugsgebiet, vor allem die Berge, in denen 200 000 Menschen leben, zwölf Stunden lang in sintflutartige Regenfälle. Über die Ostküste schlugen acht Meter hohe Brecher. Das Auge des Hurrikans verließ nach sieben Stunden, am Donnerstag um 6.21 Uhr Ortszeit die Insel in Richtung Nordosten. Mit einer schrecklichen und für Kuba ungewöhnlichen Bilanz von elf Toten. Nun bleiben noch sieben Wochen, bis die Hurrikan-Saison ausklingt.

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