Vom Gletscher bis zum Kreml
Auf dem Rettenbachferner in Sölden beginnt heute die lange alpine Weltcupsaison
Wenn im Frühjahr 2013 der alpine Weltcup zu Ende geht, kommt es aus Sicht des Deutschen Skiverbandes (DSV) zu einem peinlichen Jubiläum. Es war der 2. März 1973, als Max Rieger am Mount St. Anne in Quebec als erster - und bis heute einziger - Deutscher einen Riesenslalom gewann. 40 Jahre später besteht jedoch Anlass zur Hoffnung, dass ein Zweiter hinzukommt: Fritz Dopfer.
Der Garmischer ist genau genommen ein »halber Österreicher«, wie er einmal augenzwinkernd wegen seiner österreichischen Mutter sagte. Doch der gebürtige Innsbrucker startet aus voller Überzeugung für den DSV. Und nach seinen starken Leistungen in der vergangenen Saison mit je zwei dritten und vierten Plätzen tut er das am Sonntag beim Auftakt mit dem Riesenslalom in Sölden mit guten Chancen.
»Das ist ein schwieriger Hang, aber ich gehe mit Vorfreude und Optimismus ins Rennen«, sagt Dopfer. Schließlich gelang ihm sein Durchbruch auf einer ähnlich anspruchsvollen Piste. Platz drei im vergangenen Dezember im amerikanischen Beaver Creek »war die Initialzündung«, sagt der 25-Jährige: »Da habe ich mir selbst gezeigt, dass ich schnell sein kann.« Dieses Wissen sei sehr, sehr wertvoll, wenn man vom Starthaus auf einen Gletscher herunterblicke, meint Dopfer.
Die Rückschläge der vergangenen Saison scheint er verdaut zu haben. In Schladming beispielsweise, wo im Februar die Weltmeisterschaften stattfinden, lag er beim Nachtslalom auf Podestkurs, als er in Sichtweite des Ziels einfädelte. »Diesen Lauf habe ich mir oft angeschaut. Mental kann man da unheimlich viel lernen«, sagt er. Die »Fußball-Atmosphäre« auf der Planai habe ihn abgelenkt, er habe »zu sehr darauf geachtet, wer da was schreit. Vielleicht war ich da ein bisschen überfordert.« Doch Dopfer kam gestärkt zurück, beim Weltcupfinale in Schladming belegte er Platz vier im Slalom.
»Es ist wichtig, als Skifahrer einen Tunnelblick zu entwickeln«, weiß er jetzt. Das gilt für den Studenten der Fachrichtung International Management aber nur auf der Piste. »24 Stunden an Skisport zu denken, ist für mich nix«, sagt er. Mit einer laxen Einstellung habe das aber nichts zu tun. Die passt auch nicht zu einem Sieganwärter.
FIS-Reform
Längere, schmalere Ski und größere Kurvenradien sollen laut Weltverband FIS Verletzungen von dieser Saison an verringern. Die Athleten sehen die Materialreform skeptisch und fordern weniger Wettkämpfe. »Der Reiseaufwand raubt mehr Energie als das Skifahren selbst. So etwas erhöht das Verletzungsrisiko mindestens genauso, wenn nicht sogar noch mehr als ein aggressiver Ski«, kritisierte die Deutsche Maria Höfl-Riesch.
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