- Wirtschaft und Umwelt
- aufgefallen
Nur keine Panik
Anfang vergangener Woche stellte die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) in Anwesenheit der Staatssekretärin im Bundesumweltministerium Katherina Reiche (CDU) ein Positionspapier zu »Anpassungsstrategien in der Klimapolitik« vor. Das öffentliche Echo war eher verhalten, was vielleicht auch daran lag, dass die acatech-Position einschätzte, die Auswirkungen des Klimawandels würden in den nächsten Jahrzehnten durchaus beherrschbar sein. Man könnte sich also beruhigt zurücklehnen und das Weitere den Ingenieuren und Politikern überlassen, gäbe es da nicht einen klitzekleinen Schönheitsfehler.
Bereits im Sommer, nach fast einem Jahr Mitarbeit an dem 39-seitigen Papier, nämlich traten vier prominente Klimaforscher aus der acatech-Arbeitsgruppe aus, weil sie den aktuellen Stand der Klimaforschung nicht angemessen wiedergegeben fanden. Dabei handelt es sich bei diesen vier keineswegs um Vertreter alarmistischer Klimaszenarien. Im Gegenteil: Der Geesthachter Klimaforscher Hans von Storch fiel in den letzten Jahren eher mit vorsichtigen Einschätzungen zum Klimawandel und einigen heftigen Kritiken am Weltklimarat IPCC auf. Er sieht sich nun von der acatech instrumentalisiert. Verstärkt wird dieser Eindruck einer eher politischen als wissenschaftlichen Aktion der acatech noch durch den merkwürdigen Umstand, dass der Energiemanager Fritz Vahrenholt zur Steuerungsgruppe des Gremiums gehörte. Und dessen Beitrag zur Klimafrage war eine Buchveröffentlichung, in der mit windigen Argumenten die bisherige Klimaforschung für verfehlt erklärt wird. Folgerichtig enthielten erste Fassungen des acatech-Papiers immer wieder Formulierungen, wonach die Klimaforschung noch gar nichts Näheres über Auswirkungen hierzulande wisse. Einsprüche der vier ausgetretenen Forscher wurden nur unzureichend wirksam. In der Schlussfassung steht der Satz: »Die diesbezüglichen Aussagen stehen [...] unter dem Vorbehalt des ›derzeitigen Wissens‹«. Die Hervorhebung des Selbstverständlichen lädt regelrecht zum Missverständnis ein.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.