Waffenstillstand
Ingolf Bossenz über einen russischen Exportschlager im Rüstungsbereich
Die Macht, die einem Diktum Mao Zedongs zufolge aus den Gewehrläufen kommt, nutzt einem russischen Hersteller der Letzteren derzeit offenbar herzlich wenig. Laut Medienberichten stecken die vor über 200 Jahren gegründeten Ishmasch-Werke in der Taiga-Republik Udmurtien in einer existenziellen Krise. Kündigungen und die Fusion mit einem anderen Werk seien kaum mehr zu vermeiden, heißt es.
Die wichtigste Ware des renommierten Waffenproduzenten sind Sturmgewehre der berühmten Marke Kalaschnikow. Ein Produkt, für das immerhin tagtäglich weltweit kostenlose Fernsehwerbung läuft. Ob Syrien oder Somalia, Kolumbien oder Kongo, Irak oder Indien - wo bewaffnete Konflikte ausgetragen werden, fehlt die robuste Handfeuerwaffe mit der charakteristischen Silhouette nicht. Seit Jahrzehnten dient sie Freiheitskämpfern und »Freiheitskämpfern«, Aufständischen und Terrormilizen, Diktatoren und Demokraten, ihren jeweiligen politischen Forderungen mit Stahlkerngeschossen Nachdruck zu verleihen.
Doch in diesem Jahr hat erstmals die russische Armee keine Kalaschnikows nachgekauft. Laut Generalstab sind bereits 17 Millionen davon auf Lager - bei einer Million Soldaten. Heinrich Heine meinte, es gebe »nichts Stilleres als eine geladene Kanone«. Er konnte sich allerdings noch keinen Berg von 17 Millionen Automatikwaffen vorstellen.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.