Oberpolizistin

Mireille Ballestrazzi ist erste Präsidentin von Interpol

Bei Interpol spricht man ganz selbstverständlich von einer »Evolution«, die hier stattgefunden hat. Denn im Kampf gegen das organisierte Verbrechen hat sich eine Frau als die Fitteste und Stärkste hervorgetan. Ab sofort hat die Französin Mireille Ballestrazzi als erste weibliche Präsidentin die Zügel der weltgrößten Polizeiorganisation mit Sitz in Lyon in der Hand. Über ihr nur noch der Chef, Generalsekretär Ronald Noble, der sich von ihren Führungsqualitäten noch viel erhofft. Und auch für den französischen Innenminister Manuel Valls ist sie »der Stolz der französischen Polizei«.

In der Tat, Ballestrazzi wurde bisher von einer polizeilichen Spitzenposition in die nächste versetzt, war bisher Vizevorsitzende des Interpol-Komitees für Europa. Ihre Karriere begann 1975, als sie zur Kommissarin bei der französischen Kriminalpolizei ernannt wurde. In den 90er Jahren leitete sie die Kripo auf der Mittelmeerinsel Korsika. Zu einer Zeit also, die wahrlich kein Mau-Mau im Mädchenpensionat war. Rund 500 Anschläge erschütterten damals jedes Jahr die Insel, verübt von korsischen Separatisten, die die Unabhängigkeit von Frankreich einforderten. Zwar konnte auch sie nicht viel ausrichten, denn Korsika hat noch heute die höchste Mordrate in ganz Europa (und gehört immer noch zu Frankreich), aber die 58-Jährige wird sich in den nächsten vier Jahren ohnehin viel intensiver mit neuen kriminalistischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts auseinandersetzen. Ganz oben auf der Agenda steht die Bekämpfung der transnationalen Cyberkriminalität. Dass Interpol Ballestrazzis Ernennung zuerst über Twitter bekannt gab, hat damit zwar nichts zu tun, zeugt aber von der Ernsthaftigkeit der vorhin erwähnten Evolution.

Auch abseits der großen Kriminalfälle wird die Arbeit bei dem internationalen Polizeiverbund, der nächstes Jahr sein 90-jähriges Jubiläum feiert, nicht langweilig sein. Erst gestern wurde dank eines DNA-Datenbankabgleichs bei Interpol Paris ein brisanter Fall in Bayern aufgeklärt. Ein 31-Jähriger hatte dort vor fünf Jahren in einem Solarium randaliert. Madame Ballestrazzi, übernehmen Sie!

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