Scharfmacher

Jean-François Copé wurde zum neuen Vorsitzenden der UMP gewählt

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 2 Min.

Chaotische Züge nahm die Basisabstimmung der Mitglieder der rechten französischen Sammlungspartei UMP über ihren neuen Vorsitzenden an. Da sich die Wahlkommission bis zum späten Sonntagabend kein klares Bild machen konnte, preschte Jean-François Copé, der sich ebenso wie Expremier François Fillon beworben hatte, vor und erklärte sich zum Gewinner. Das hat zwar empört, entspricht aber dem aggressiven »Husarenstil« dieses brennend ehrgeizigen 48-jährigen Nachwuchspolitikers, der sich im Schatten Nicolas Sarkozys ohne Rücksicht und Skrupel bis an die Spitze der Rechten hochgearbeitet hat. Der Parteivorsitz soll ihm als Sprungbrett für die Präsidentschaftswahl 2017 dienen.

Am Montagabend wurde ihm nach einer Neuauszählung der Stimmzettel tatsächlich der Sieg bescheinigt - mit 98 Stimmen Vorsprung! Jetzt muss sich zeigen, ob Copé die durch den Bruderkampf aufgerissenen Gräben überwinden kann. Da ist Skepsis angebracht, denn Copé liebt mehr die Provokation und die brutale Auseinandersetzung als Diplomatie. 1964 geboren, hat er nach dem Studium am Pariser Institut für Politische Wissenschaften und an der Elitehochschule ENA zunächst in der Bankenwelt und als Ökonomiedozent Karriere gemacht. Zur Politik kam er durch einen von ihm gegründeten »Think Tank«, wo zunächst Jacques Chirac auf ihn aufmerksam wurde. Im richtigen Moment lief Copé zu Nicolas Sarkozy über. Der hatte die rechten Parteien zur UMP zusammengeführt und fand, als er sich 2007 um das Präsidentenamt bewarb, in Copé jemanden, der für ihn die Partei als Generalsekretär weiterführte.

In diesem Amt fiel Copé durch ideologische und propagandistische Anleihen bei der rechtsextremen Front National auf. Trotz seiner Herkunft - seine Mutter ist Algerierin, sein Vater rumänischer Jude - tat sich Copé wiederholt durch rassistische und ausländerfeindliche Polemik hervor. Dennoch können einzelne Beobachter seinem Sieg etwas Positives abgewinnen: 2017 könnte er durchfallen und so ungewollt einem nur mäßig erfolgreichen François Hollande zu einer zweiten Amtszeit verhelfen.

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