»Ich opfere nichts«

Sonderpreis »Aktiv im Ehrenamt«: Linda Mavius

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Sport muss man besser sein als andere. Oder auch nicht! Linda Mavius aus Dresden zeigt, dass Sport viel mehr ist als Siege, Zeiten, Weiten. Sie organisiert die Freizeitgruppe eines Eisschnelllaufvereins. Spaß, Miteinander und Bewegung stehen im Vordergrund. Aktiv im Ehrenamt! Eine würdige Sonderpreisträgerin.

Täglich um 15 Uhr holt Linda Mavius ihre beiden Kinder aus dem Kindergarten ab. »Aber freitags gebe ich sie gleich wieder bei der Oma ab, denn 16 Uhr geht das Training los«, sagt die junge Mutter. Etwa 15 Freizeiteisschnellläufer stehen dann vor Mavius und wollen mit ihr übers Eis gleiten. Auf der Freiluftbahn im Ostragehege, bei Wind und Wetter. »Wir sind harte Wintersportler«, stellt Linda Mavius klar. Sie ist die Trainerin, natürlich unentgeltlich. Diese Trainingseinheit ist bei Weitem nicht ihr einziges ehrenamtliches Engagement, das Linda Mavius mit viel Elan angeht. Den nd-Sonderpreis für herausragende Leistungen im Ehrenamt hat sie sich wahrhaft verdient.

Ihr Vater Frank Mavius hat sie für den nd-Preis vorgeschlagen. Mancher Leser kennt ihn vielleicht noch. Immerhin gewann er als Gewichtheber Mitte der 80er Jahre sogar Medaillen bei Europameisterschaften.

Auch seine mittlerweile 34-jährige Tochter Linda besuchte als Eisschnellläuferin die Sportschule in Dresden, doch der große Durchbruch blieb aus. Also verschrieb sie sich dem Breitensport, vor allem dem von Kindern und Jugendlichen. Sie trainiert jene, die es nicht auf Sportgymnasien und in Kaderstrukturen schaffen oder einfach nur keinem Leistungsdruck ausgesetzt sein wollen. »So können wir viel spielerischer arbeiten, auch mal schwimmen gehen. Wir bewegen uns ja trotzdem«, sagt die nd-Preisträgerin. Und das ist ihr besonders wichtig bei Kindern: Freude an der Bewegung. »Dazu muss man nicht Leistungssport betreiben.«

Im Sommer wird gejoggt oder auf Skatern die Elbe entlang gerollt, im Herbst geht es mit fast 30 Gruppenmitgliedern ins Trainingslager. Fünf Tage Spaß, ohne Fernseher. »Dafür nehme ich Urlaub. Ich opfere ihn aber nicht. Mir macht das ja auch Spaß«, betont Linda Mavius.

Damit nicht genug: Sie engagiert sich im Förderverein des Eislauf-Vereins Dresden, betreut Homepage und Facebook-Seite. Bei den wöchentlichen Wettkämpfen schleift sie Kufen, stoppt Zeiten oder macht Durchsagen am Stadionmikrofon. Im Kreissportbund arbeitet Mavius außerdem daran, dass es überall in Dresden täglich auch Sportangebote für Kinder ab drei Jahren gibt. Linda Dampf in allen Gassen! Neben einem Job mit 32-Stunden-Woche.

111 Vorschläge hatten das »nd« erreicht. Einer so gut wie der andere. Linda Mavius wird nicht als beste Ehrenämtlerin ausgezeichnet. Sondern als eine von offenbar sehr vielen, die es ebenso verdient hätten. Menschen wie Karl Heinz Rothkirch, der sich in Potsdam für den Erhalt eines Sportplatzes einsetzte, der später sogar renoviert wurde und nun von Rothkirch organisierte Sportfeste beherbergt. Menschen wie Anna-Gertrud Gebhardt, die mit 98 (!) Jahren noch immer eine Gymnastikgruppe in Berlin-Marzahn trainiert. Menschen wie Gerd und Liesel Engel, aktiv bei den Stendaler Laufsportfreunden, die sich auch sozial in Ägypten und Äthiopien engagieren. Am Ende fiel das Los auf Linda Mavius. Herzlichen Glückwunsch!

Alle Vorschläge für den Sonderpreis werden im Januar veröffentlicht.

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