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Zwischen den Füßen des Elefanten

Ostharzer Theater und Orchester suchen Überlebensstrategie - mit Kooperation und Fusion

  • Uwe Kraus, Halberstadt
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Theater- und Musiklandschaft im Ostharz steht vor dem Umbruch, um auch künftig gefördert zu werden. Nordharzer Städtebundtheater und Philharmonisches Kammerorchester Wernigerode kooperieren, die beiden Theater im Nord- und Südharz wollen 2014 fusionieren.

»Zwischen den Füßen des Elefanten ist viel Platz«, zitiert Uwe Heuck, Fördervereinsvorsitzender des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode, ein afrikanisches Sprichwort. Das Nordharzer Städtebundtheater und das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode, in denen seit langem keiner der Musiker mehr nach Tarif bezahlt wird, wollen diesen Platz nutzen. Denn ein auf fünf Jahre ausgelegter Kooperationsvertrag zum Erhalt des Profils beider Orchester ermögliche es künftig, »so klein und beweglich zu agieren, wie es Kulturkombinate nicht können«.

Halberstadts OB Andreas Henke (LINKE), gleichzeitig Geschäftsführer der Zweckverbandsversammlung des Nordharzer Städtebundtheaters, resümiert: »Die Mühen haben sich gelohnt, wir haben unsere Hausaufgaben erledigt, die uns das Kultusministerium auf den Weg gegeben hat.« Damit meint er nicht nur den Vertrag mit dem 22-köpfigen Orchester in der Nachbarstadt Wernigerode, der für 2013 drei konkrete Gemeinschaftsprojekte beinhaltet. Deutlich wird in diesen Wochen auch, dass eine Fusion zwischen dem Städtebundtheater in Halberstadt und Quedlinburg einerseits und dem Wernigeröder Klangkörper andererseits nicht zur Debatte steht. »Wenn man zwei Orchester mit einem Strick zusammenbindet, wachsen sie nicht zusammen«, sagt Henke. Darum gibt es als ersten Schritt nun einen Rahmenvertrag, der allerdings beim Personalrat, den Gewerkschaften und selbst bei Beteiligten nicht nur auf Jubel stößt. Doch laut Zweckverband sendet man damit ein politisches Zeichen in Richtung Landeshauptstadt, dass Wernigerode, Halberstadt und die Region Mansfeld-Südharz eine Flächenbespielung anbieten. Der Vertrag sei, so der Halberstädter Intendant Johannes Rieger, »eine Vereinbarung auf dem Weg zu einem kooperativen Orchestermodell«.

Sein Dirigentenkollege und Geschäftsführer des Wernigeröder Kammerorchesters, Christian Fitzner, warnt in Anspielung auf die Finanzsituation der Kultur im Land: »Ein Tropfen auf den heißen Stein kann kein Feuer löschen.« Zudem sei es für ihn unverständlich, dass an dem rund einen Prozent Kulturförderung im Landesetat so intensiv herumgedoktert werde.

Die Theater- und Orchesterverträge für 2013 für Sachsen-Anhalt sind seit 17. Dezember unter Dach und Fach. 36 048 500 Euro fließen dabei als Theaterförderung vom Land. Doch es handelt sich nur um ein Moratorium, mit dem laut Kultusministerium »Zeit und Expertise gewonnen werden für eine langfristige Planung der Verträge ab dem Jahr 2014«. Dafür soll der vom Landtag eingesetzte Kulturkonvent seine Empfehlungen im Blick auf die Theater- und Orchesterlandschaft in Sachsen-Anhalt vorlegen. Johannes Rieger, Intendant des Nordharzer Drei-Sparten-Hauses, spürte Mitte Dezember bei einer Intendanten-Konferenz, dass von Landesseite die Bemühungen im Harz wohlwollend betrachtet werden. Der Harzer Kreistag und die Stadträte von Halberstadt und Quedlinburg gaben dieser Tage für die Vorbereitung der Fusion des Nordharzer Städtebundtheaters mit der Landesbühne Eisleben grünes Licht. Damit werde die Bespielung in der Fläche noch besser ermöglicht, hieß es.

Das Fusionspapier sieht vor, den Nordharzer Zweckverband zum 31. Dezember 2013 aufzulösen und zum 1. Januar 2014 Mitglied der Theater- und Kulturwerk gGmbH Mansfeld-Südharz zu werden. Rieger und sein Eislebener Amtskollege Ulrich Fischer verweisen auf Synergie-Effekte.

Auch Andreas Henke sieht Synergieeffekte, doch »dass die aber sofort in Millionen-Höhe sichtbar werden, ist illusorisch«. Prämisse sei, dass alle Standorte erhalten bleiben. Man könne aber Werkstattkapazitäten im Nordharz zusammenführen. Henke denkt, dass durch die stärkere Musiktheaterbespielung in Eisleben »neue Publikumsschichten erschlossen werden können«. Im Südharz sind nicht alle begeistert. »Großes Haus schluckt kleines Haus. Kleines Haus: Aus!«, heißt es sorgenvoll.

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