Trinkgeld

Uwe Kalbe über Pläne der EU-Kommission zur Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung

  • Lesedauer: 1 Min.

Skepsis gegenüber Europa - gewöhnlich wird der in kindlicher Furcht zögernde EU-Bürger schnell beruhigt. Europa sei die Grundlage unseres Wohlstands, wird dann gern gesagt. Wer Stabilität wünscht, müsse Europa wollen. Doch dann kommt solcher Grusel ans Tageslicht: Die EU-Kommission plant eine Richtlinie zur Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung. Was hier beinahe klandestin vorbereitet wird, rückt den Durst in die Nähe genehmigungspflichtiger Bedürfnisse. Wo private Unternehmen die Wasserversorgung übernehmen, sind Qualitätsnachlässe und Preiserhöhungen immer wieder beobachtete Folge, und was beim Strom üblich ist, könnte dann auch fürs Trinkwasser gelten. Der Versorger kappt die Zufuhr, wenn der Verbraucher nicht zahlt.

In Deutschland ist die Erkenntnis mittlerweile in weiten Teilen der Gesellschaft gereift, dass öffentliche Güter wie Wasser, Strom, Gesundheitsversorgung oder Bildung jedermann zugänglich sein müssen - die Frage ist noch, ob dabei nicht Essen und Wohnung fehlen. Freier Zugang zur Wasserversorgung jedenfalls ist von der UNO zum Menschenrecht erklärt worden. Privatisierungen gefährden dieses Recht, weil sie Wasser zum Bereicherungsstoff werden lassen. In Portugal versucht die EU bereits, auf diese Weise öffentliche Krisenkosten zu reduzieren. Ein solches Europa will niemand. Nur wer aufs Trinkgeld spekuliert.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal