Fanal für Mut und Kraft anderer Inderinnen

Vater und Freund des Vergewaltigungsopfers gingen an die Öffentlichkeit

  • Hilmar König
  • Lesedauer: 3 Min.
Während fünf Männer wegen der Vergewaltigung und Tötung der 23-jährigen Studentin in Indien vor Gericht stehen, kritisierte ihr Begleiter die späte Hilfe der Polizei.

Am heutigen Montag wird der Prozess gegen die des Mordes und der Vergewaltigung einer 23 Jahre alten Inderin Angeklagten vor einem Schnellgericht in Delhi-Saket fortgesetzt. Fünf der Täter sollen vernommen werden. Der sechste, angeblich noch jugendliche, wird nach Überprüfung seiner Altersangaben gesondert zur Rechenschaft gezogen. Insgesamt 80 Zeugen sollen gehört und 12 Beweisstücke geprüft werden. DNA-Tests sollen die Täterschaft aller sechs Festgenommenen bestätigt haben.

Das Verfahren wird noch mindestens den gesamten Januar andauern. Über den fünf erwachsenen Angeklagten schwebt die von der Mehrheit der Bevölkerung auf immer noch anhaltenden Protestkundgebungen geforderte Todesstrafe. In einem am Sonntag in der britischen Zeitung »Sunday People« veröffentlichten Interview enthüllte der Vater der jungen Frau, die am 16. Dezember vorigen Jahres in Delhi bestialisch vergewaltigt und gefoltert worden und am 29. Dezember in einem Krankenhaus in Singapur gestorben war, die Identität seiner Tochter: »Wir wollen, dass die Welt ihren wirklichen Namen kennt: Jyoti Singh Pandey.« Sie habe nichts Falsches gemacht, sondern sei ums Leben gekommen, als sie sich gegen die Täter wehrte. Badri Singh Pandey, der 53 Jahre alte Vater, sagte weiter: »Ich bin stolz auf sie. Ihren Namen zu enthüllen gibt anderen Frauen, die solche Überfälle überlebt haben, Mut. Sie werden Kraft finden durch meine Tochter.«

In Indien verbietet ein Gesetz die Veröffentlichung der Namen von Vergewaltigungsopfern, es sei denn, die Frau verlangt es. Da Jyoti tot ist, tat es der Vater nun an ihrer Stelle. Und er forderte die Todesstrafe für alle Täter. Sie seien »weder Menschen noch Tiere, sondern Bestien nicht von dieser Welt«. Die Gesellschaft dürfe es nicht zulassen, dass ein solches Verbrechen noch einmal geschehen kann. Es habe sie alle sehr bewegt, wie stark die Bevölkerung Anteil am Schicksal Jyotis genommen hat. »In diesem Sinne fühle ich, ist sie nicht nur unsere, sondern Indiens Tochter«, so Badri Singh Pandey. Er habe die Hoffnung, dass die Proteste ein Umdenken bei den Menschen auslösen, dass Eltern künftig ihre Söhne in Respekt vor den Frauen erziehen. Dann wäre der Tod der Tochter nicht umsonst gewesen.

Bereits am Freitag hatte sich Awindra Pandey, der 28 Jahre alte Begleiter des Vergewaltigungsopfers, gegenüber dem Privatsender Zee TV geäußert und schockierende Einzelheiten über die Gewalttat berichtet. Er belastete auch die Polizei. Die habe sich erst gestritten, welches Revier zuständig ist und sei erst nach 45 Minuten eingetroffen. Schließlich seien beide Opfer in ein Krankenhaus gefahren worden, aber nicht in das nahe gelegenste. Im Hospital hätte es wieder lange Wartezeiten gegeben. Oppositionspolitiker forderten am Wochenende angesichts der Vorwürfe die Entlassung des Polizeichefs von Delhi. Doch der wies jegliche Kritik zurück und reichte Beschwerde gegen den Sender ein, weil er Awindra Pandey zu Wort kommen ließ.

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