… And You Will Know Us By The Trail Of Dead

»Lost Songs«

  • André de Vos
  • Lesedauer: 2 Min.

Die US-amerikanische Band … And You Will Know Us By The Trail Of Dead zieht seit über 18 Jahren ihre Spur durch die musikalische Landschaft. Als einer von wenigen überlebenden Rockgruppen aus dem »Alternative-Sektor« ist es ihr gelungen, diese Spur bis heute sichtbar zu halten. Die Band konnte beatle-esk klingen, mit polynesischen Rhythmen experimentieren, bei früheren explosiven Liveshows ihr gesamtes Bühnen-Equipment zerkloppen und eine Spur der Verwüstung zurücklassen - immer hat sie bei ihren künstlerischen Exkursionen einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Conrad Keely und Jason Reece als übriggebliebene Kernbesetzung begreifen ihre Band als umfassendes Gesamtkunstwerk und so setzen sie ihren Weg auch auf der neuen Platte bruchlos fort. Die fantastisch anmutenden Grafiken von Sänger und Gitarrist Keely aus dem Bereich Retro-Futurismus und Steampunk bilden dazu den perfekten optischen Rahmen. Aber auch musikalisch werden auf »Lost Songs« wieder alle Register gezogen: Das erste Stück »Open Eyes«, völlig richtig platziert, gibt wild, treibend, melodiös und hymnisch einen Ausblick auf die nächste Dreiviertelstunde Achterbahnfahrt. Die Scheibe hebt wie ein Raumschiff ab und donnert durch die Galaxis ihrer Erzählwelten.

»Trail Of Dead« zeigen auch nach neun Alben und drei EPs keinerlei Verschleißerscheinungen. Ihr Geheimnis ist, nicht auf augenblickliche Sounds und Stile wie den kraftlosen Neo-Hippie-Indie-Folk-Pop zu schielen, sondern vollelektrifiziert mit Gitarren und Keyboards Soundwälle loszutreten und Emotionen zu aktivieren. Mit einer ungeheuren Dramatik und Dynamik, die in fast jedem ihrer Lieder angesiedelt sind, findet ein kontinuierlicher Spannungsaufbau und Wiederabschwellen statt. »Trail Of Dead« sind nicht Punk oder Metal, klingen aber durch ihr Auf und Ab heavier als manche Band, die solche Attribute vor sich her trägt. Der vorwärtspeitschende Charakter beim Stück »Catatonic« kann richtiggehend euphorisieren und selbst den Lethargischsten aus dem Sessel reißen. Dann gewinnen wieder versöhnliche und spielerische Elemente die Oberhand, um anschließend Kraft für die nächste Attacke zu sammeln.

Platten, die intensiv und extensiv die menschlichen Gefühlszustände ausloten und musikalisch mit ihnen spielen, sind selten. Gäbe es heute noch eine kohärentere Musikszene wie in der Anfangszeit von »Trail Of Dead«, würde sich der Ausnahmecharakter dieses Quartetts schneller herumsprechen und eine größere Breitenwirkung entfalten.

Von diesem Album gibt es eine Deluxe-Edition mit vier zusätzlichen Tracks und einer CD, bei der die Lieder ineinander übergehen.

… And You Will Know Us By The Trail Of Dead: Lost Songs (Superball Music)

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