Tore für etwas Freude daheim

Malis Fußballer erreichen das Viertelfinale des Afrika-Cups und sind mit ihren Gedanken doch weit weg

  • Adam Wakefield, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Fern ihrer vom Krieg gebeutelten Heimat versuchen die Fußball-Nationalspieler Malis beim Afrika-Cup in Südafrika, ihren Landsleuten Freude zu geben. Der Viertelfinaleinzug ist ein Lichtblick.

Kaum hatten die Fußballer Malis am Montagabend den Einzug ins Viertelfinale des Afrika-Cups geschafft, waren sie mit ihren Gedanken auch schon wieder bei ihren Landsleuten in der krisengeschüttelten Heimat. »Es motiviert uns zusätzlich, den Leuten in der Heimat eine Freude zu bereiten. Denn kleine Glücksmomente sind für ein Land in dieser schwierigen Phase unbezahlbar. Wir wollen den Fußball als Mittel zur Wiederherstellung des Friedens in Mali nutzen und das geht nur, wenn wir unsere Spiele gewinnen«, sagte Kapitän Seydou Keita nach dem 1:1 gegen die Demokratische Republik Kongo, womit das Team als Gruppenzweiter das Weiterkommen sicherstellte.

»Was in Mali passiert, ist viel wichtiger als ein Fußballspiel«, ergänzte Keita. »Die Leute im Süden werden nicht feiern gehen, wenn sie wissen, dass der Norden unter Beschuss ist. Wenn ein Krieg in der Nähe deiner Heimat tobt, macht dir das Angst. Wir haben alle Mütter, Brüder und Schwestern dort.« So ist es ein schwieriger Spagat, den die Mannschaft des französischen Trainers Patrice Carteron derzeit zu vollziehen hat.

Fast gleichzeitig hatten französische und malische Regierungstruppen 6280 Kilometer entfernt Timbuktu, das kulturelle Zentrum Malis, von islamistischen Rebellen befreit. Frankreich, ehemaliger Kolonialherr des achtgrößten afrikanischen Landes, hatte sich Mitte Januar in den Konflikt eingeschaltet.

Ohne den französischen Kriegseintritt wäre die malische Regierung wohl nicht in der Lage gewesen, den Vormarsch der Islamisten zu stoppen. Auch an den Spielern ist das nicht spurlos vorbeigegangen. »Wir sind sehr betroffen von dem was in Mali passiert. Das macht das Leben für die Menschen dort sehr schwierig und kompliziert«, sagte Kapitän Keita, der bis zum Sommer noch beim FC Barcelona gespielt hatte.

Trotzdem hatte die malische Auswahl als eine von wenigen die Vorbereitung auf den Afrika-Cup in der Heimat absolviert. »Wir waren fünf Tage lang in Bamako und tausende Leute kamen täglich zu den Trainingseinheiten. Ich wollte ihnen etwas Positives vermitteln«, sagte Carteron.

Die Trainingseinheiten seien jedoch nicht durch den Konflikt beeinträchtigt gewesen, obwohl die Spieler ständig mit Familienangehörigen und Freunden in Kontakt gestanden hatten. »Meine Spieler haben eine positive Einstellung. Natürlich telefonieren sie jeden Tag mit ihren Familien, aber jetzt wollen sie einfach nur Fußball spielen und ihrem Land eine Freude bereiten«, ergänzte der Trainer. Und das mit Erfolg: Mit vier Punkten qualifizierten sich die »Adler« nach ordentlichen Leistungen für das Viertelfinale, in dem am Samstag Gastgeber Südafrika der Gegner ist.

Auch wenn es schwer fällt, versucht Carteron den Fokus weiter auf den Sport zu richten. »Natürlich merken wir, dass wir vielen Leuten eine große Freude bereiten würden, aber es ist unser Job, sich allein auf den Fußball zu konzentrieren«, sagte er. Bislang gelingt das recht gut.

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