Warum noch nach Dresden?

Silvio Lang über die Bedeutung des 13. Februar

  • Silvio Lang
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Autor ist Sprecher von "Dresden Nazifrei"
Der Autor ist Sprecher von "Dresden Nazifrei"

Der 13. Februar steht kurz bevor. Seit Jahren fester Termin im Kalender. Es galt, Europas größten Naziaufmarsch in Dresden zu blockieren. Und dieses Ziel wurde erreicht, drei Mal in Folge. Blockierten 2010 Zehntausende, erwirkten 2011 mehr als 20 000 Gegendemonstranten trotz hartem Polizeieinsatz die zweite Blockade in Folge. Und 2012 fiel der Großaufmarsch am Samstag gleich ganz aus, stattdessen fand eine große antifaschistische Demo mit über 10 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Doch was bedeutet das für 2013? Ist Dresden überhaupt noch wichtig?

Die Antwort darauf muss deutlich ausfallen: Der 13. Februar in Dresden war, ist und bleibt zentrales Datum im Jahreskalender von NPD und Co.! Denn nur hier findet die Nazi-Szene seit Jahren im Opfermythos von der »unschuldigen Stadt«, im »Stillen Gedenken« und zukünftig wohl auch an der Busmannkapelle Anknüpfungspunkte ungeahnter Qualität. Es wird ihnen leicht gemacht, sich ideologisch anzuhängen, um Opferkult und Trauermythologie zu pflegen. Deswegen werden auch in diesem Jahr mehr als 1000 Nazis in Dresden erwartet - Dresden bleibt also ein Ort einer der großen Aufmärsche im Land.

Richtig ist, dass es in den letzten Jahren gelungen ist, den ehemals größten Naziaufmarsch Europas, stets organisiert am Wochenende nach dem 13. Februar, Geschichte werden zu lassen. Alle Zeichen deuten daraufhin, dass es 2013 das zweite Jahr in Folge keinen Großaufmarsch am Wochenende in Dresden geben wird. Das ist schon jetzt für 2013 ein zu reklamierender Erfolg im antifaschistischen Kampf, der deutlich macht, dass weder Ignorieren, noch die Menschenkette die Wege zum Erfolg waren. Nur die Blockaden von »Dresden Nazifrei« haben diese Wirkung erzielt.

Was heißt dies nun für die kommende Woche? Für die Organisatoren aus der rechten Szene geht es darum, die Kontinuität nicht durchbrechen zu lassen. 2014 sind in Sachsen Landtagswahlen, 2015 jährt sich die Bombardierung Dresdens zum 70. Mal. Wird ihnen in diesem Jahr auch noch der 13. Februar neben dem ehemaligen Wochenendtermin genommen, wird es schwer fallen, in den kommenden Jahren massiv nach Dresden zu mobilisieren. Dresden Nazifrei 2013 hat demnach vor allem eine wichtige langfristige Bedeutung.

Deswegen kann Dresden nur froh über alle Antifaschistinnen und Antifaschisten sein, die sich Nazis mit in den Weg stellen wollen. Denn, das ist ganz leicht zu verstehen, Menschenblockaden funktionieren nur mit vielen Menschen - je mehr, umso besser.

Das wir damit auch gesellschaftlich etwas verändert haben, ist an vielen Faktoren zu erkennen: eine Mehrheit in der Stadt hält Blockaden mittlerweile für legitim. Die Polizei ist längst zu Deeskalation übergegangen. Nur die Sächsische Politik und Justiz pflegen weiter unbeeindruckt ihre Repressionen gegen alles, was in ihren Augen links ist. Höhepunkt ist dabei das Urteil gegen Tim. 22 Monate Haft ohne Bewährung für »Alle nach vorn« - als hätte es noch eines zusätzlichen Beweises gebraucht, warum es weiter nötig ist, gegen »sächsische Verhältnisse« anzukämpfen.

Wichtig bleibt also: Lasst euch nicht abschrecken! Die stärkste Waffe gegen Repressionen ist unsere Solidarität. Deswegen »Alle nach vorn!« am 13. Februar in Dresden.

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