Norweger-Festspiele in Nove Mesto

Deutsche Biathleten bleiben bei Weltmeisterschaften medaillen- und ratlos

  • Oliver Händler, Nove Mesto
  • Lesedauer: 3 Min.
Während vor allem die Norweger bei den Biathlon-Weltmeisterschaften Gold sammeln, sind die deutschen Athleten noch immer medaillenlos. Woran das liegt, kann aber niemand erklären.

Nove Mesto liegt weiterhin in Norwegen. Von den fünf ersten Wettkämpfen der Biathlon-Weltmeisterschaften 2013 gewannen die Skandinavier vier. Am Wochenende siegten Emil Hegle Svendsen zweimal und Tora Berger in der Verfolgung. Vor allem der Verfolger der Männer wird wohl als knappstes Rennen in die Geschichte eingehen. Svendsen besiegt den Franzosen Martin Fourcade auf der Ziellinie um 2,4 Zentimeter. Die deutschen Biathleten mussten hingegen weitere Nackenschläge hinnehmen. Zwei sechste Plätze für Miriam Gössner und Andrea Henkel waren noch die besten Resultate.

»Vor allem bei Andrea ist das ärgerlich. Sie war in der Verfolgung die Beste von allen, hat also gezeigt, dass sie es kann. Doch der Rückstand aus dem Sprint war zu groß«, resümierte Bundestrainer Uwe Müssiggang gegenüber »nd.« »Ich war schon die letzten zwei Jahre jeweils Zweite und habe dafür nichts bekommen. Also wie gehabt«, sagte Henkel, die im Sprint am Samstag drei von zehn Schüssen verfehlte, am Sonntag aber alle 20 traf. »Ich dachte mir: Reiß dich zusammen und zeig mal, was du kannst. Nun hoffe ich, dass ich das im Einzel wiederholen kann. Vielleicht wird die zweite Woche unsere.«

Zuvor stehen zwei Ruhetage auf dem Programm. »Die tun uns ganz gut. Wir können uns ein bisschen ausruhen«, sagte Miriam Gössner die mit sechs Fehlern am Sonntag chancenlos war. Zu großer Druck sei aber nicht der Grund für ihre schwachen Leistungen. »Es ist ja nicht nur meine Aufgabe, die Medaillen zu holen. Der Druck liegt nicht nur auf meinen Schultern.«

Bei den privaten Festspielen von Svendsen (siehe Interview rechts) und des Weltcupführenden Fourcade, der in der Verfolgung zum dritten Mal im dritten WM-Rennen von Nove Mesto hinter Svendsen Silber gewann, spielen die deutschen Männer ebenso nur Statistenrollen. Sowohl im Sprint am Samstag als auch in der Verfolgung am Sonntag kam kein deutscher Athlet unter die besten zehn. »Wir hatten gedacht, dass wir näher dran sind an der Spitze, aber Svendsen und Fourcade zeigen uns hier, dass wir doch noch einiges aufzuholen haben«, sagte Bundestrainer Müssiggang.

Wie genau das passieren soll, scheint aber noch niemand zu wissen. Am wenigsten die Athleten selbst. »Es ist momentan schwierig. Wenn ich wüsste, wie ich nach vorn komme, würde ich es sofort machen«, sagte ein ratloser Andreas Birnbacher. Der Schlechinger galt nach guten Leistungen zum Saisonbeginn als größte Medaillenhoffnung des Deutschen Skiverbands, doch nach Rang 23 im Sprint konnte er sich in der Verfolgung nur um einen Platz nach vorn arbeiten. »Ich fühle mich im Kopf ausgebrannt. Körperlich dachte ich, sogar in besserer Form zu sein als im Dezember, aber auf dem Niveau bin ich offenbar doch nicht. Dabei dachte ich damals, schlecht drauf zu sein. So verhext ist der Sport manchmal«, nahm es Birnbacher mit Galgenhumor. »Ich weiß nicht, wie ich noch aggressiver in ein Rennen gehen soll als am Samstag. Und trotzdem habe ich von der ersten Runde an eine Klatsche bekommen. Ins Einzel am Donnerstag gehe ich mal ganz locker und völlig ohne Erwartungen. Vielleicht klappt das besser.«

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