Nummer 1 von der Kandidatenliste gekippt
Denkzettel galt Thüringens LINKEN-Chef
Berichtet wird von einem »Eklat«. Während die Delegierten die vorgeschlagene Wahlstrategie einstimmig bestätigten und damit das Streben der Partei nach sozialer Gerechtigkeit unterstrichen, verlief der personelle Wahlstart holprig. Bei der Aufstellung der Landesliste verfehlte die vom Vorstand für Listenplatz 1 nominierte Landtagsvizepräsidentin Birgit Klaubert mit 59 von 120 abgegebenen Stimmen die notwendige Mehrheit. Sie war als einzige Bewerberin angetreten. 55 Delegierte stimmten gegen sie, sechs enthielten sich der Stimme. Klaubert verzichtete auf eine weitere Kandidatur.
Nach einer Krisensitzung von Landesvorstand und Parteirat bewarb sich dann die von den Leitungsgremien ursprünglich für Platz drei nominierte Vorsitzende des Bundestags-Petitionsausschusses, Kersten Steinke, um Listenplatz 1. Sie erhielt die Unterstützung von über 90 Prozent der Delegierten. Ähnlich breit war die Zustimmung für den Umweltpolitiker Ralph Lenkert auf Listenplatz zwei und die auf Platz drei gewählte Landtagsabgeordnete Martina Renner. Die Innenpolitikerin hat insbesondere durch ihre engagierte Arbeit im NSU-Untersuchungsausschuss viel Zuspruch erhalten.
Bei einer Kampfabstimmung um Platz vier unterlag der Bundestagsabgeordnete Jens Petermann seinem Fraktionskollegen Frank Tempel. Petermann, vom Landesvorstand für Platz sechs vorgesehen, verzichtete auf einen Listenplatz und will nun sein Direktmandat verteidigen, das er 2009 im Wahlkreis 197 (Suhl-Schmalkalden-Meiningen-Hildburghausen) errungen hatte. Neben dem Direktmandat für Jens Petermann konnte die Partei 2009 mit Ralph Lenkert auch den Wahlkreis 194 (Gera-Jena-Saale-Holzland-Kreis) direkt erobern. Die Partei will beide Direktmandate halten. Gleichzeitig verkündete die CDU am Wochenende das Ziel, im September alle neun Wahlkreise im Freistaat zu erobern.
Auf dem LINKEN-Listenplatz fünf steht Sigrid Huppach (Eichsfeld), gefolgt von Norbert Schneider (Saalfeld). Die Nichtwahl Birgit Klauberts gilt als Signal an den Landesvorsitzenden Knut Korschewsky, der seine Fraktionskollegin schon vor Monaten öffentlich vorgeschlagen hatte. An der Parteibasis, in Teilen des Landesvorstands und bei Kreisvorsitzenden war dies auf Kritik gestoßen.
»Wer die Basis ausschließt, braucht sich über das Ergebnis nicht zu wundern«, fasste der Delegierte Uwe Schenke aus Eisenach die Stimmungslage zusammen. Korschewsky bekannte sich zu seiner politischen Verantwortung für die neue Situation. Über mögliche Konsequenzen wird der Landesvorstand am Freitag in einer Sondersitzung beraten.
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