Syrische Vasallenfreiheit

Fabian Köhler über den Syrischen Nationalrat

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 1 Min.

Hinter »Bab Al-Hawa« beginnt das »Freie Syrien«. Wie absurd das Versprechen am frisch gepinselten Schild des türkisch-syrischen Grenzüberganges ist, beweist gerade der Syrische Nationalrat. Der zerstrittene Zusammenschluss mit dem Anspruch, die einzige legitime Vertretung des syrischen Volkes zu sein, wählt zurzeit in Istanbul einen Premierminister. Dass dieser nichts mit den Interessen des syrischen Volkes, stattdessen umso mehr mit den Wünschen internationaler Geld- und Waffengeber zu tun hat, zeigt die Kandidatenliste: Neben einem ehemaligen Landwirtschaftsminister des Assad-Regimes konkurrieren ein kanadischer Wirtschaftsberater, ein IT-Manager aus dem amerikanischen Dallas und ein Immobilienmakler aus Dubai um das Vasallenamt. Was im syrischen Oppositionsgremium fehlt: ein syrischer Oppositioneller.

»Syrisch« sind allenfalls die Opfer in den mit türkischer Logistik, saudischen Geldern, ägyptischen Waffen und libyschen Söldnern entlang der türkischen Grenze gesäuberten Städten. »Frei« ist das »freie Syrien«, in dem mittlerweile fast jeder zweite Syrer leben muss, hingegen tatsächlich: frei von demokratischer Legitimation, frei von medizinischer Grundversorgung, frei von Schulbildung, frei von Sicherheit. Es ist deshalb wohl kein Zufall, dass sich das Gremium am Montag nur auf eine Forderung einigen konnte: weitere internationale Unterstützung. Eine Unterstützung durch freie wie unfreie Syrer ist im Syrien hinter »Bab Al-Hawa« sowieso nicht notwendig.

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