Schalke in der Schwebe

Torwart Timo Hildebrand über die Schwierigkeiten seines Trainers Jens Keller

  • Lesedauer: 3 Min.
Torwart TIMO HILDEBRAND ist seit Dezember die klare Nummer 1 beim FC Schalke 04. Während sich für den 33-Jährigen nach anderthalb schwierigen Jahren in Gelsenkirchen die Dinge positiv entwickeln, kommt der Klub kaum zur Ruhe. Beeindruckende Vorstellungen wie beim 2:1 gegen Meister Dortmund wechseln sich mit erschreckend schwachen Auftritten wie beim 2:3-Champions-League-Aus gegen Istanbul ab. Am Samstag folgte das 0:3 in Nürnberg. In der Kritik steht aber vor allem wieder Trainer Jens Keller. Warum? Darüber sprach ALEXANDER LUDEWIG mit Ex-Nationaltorwart Hildebrand.

nd: Am Wochenende haben Sie mit Schalke 0:3 beim 1. FC Nürnberg verloren. Diskutiert wird aber vor allem wieder über Ihren Trainer Jens Keller. Warum?
Hildebrand: Wir haben auch gegen Nürnberg wieder super gespielt. Aber wenn man halt die Tore nicht macht, dann steht sofort wieder der Trainer in der Schusslinie. Das ist leider normal im Fußball.

Nach dem Sieg im Derby gegen Borussia Dortmund war er kurzfristig ein Held.
Das ist doch immer so. Wenn du plötzlich Erfolg hast und zwei, drei Mal hintereinander gewinnst, dreht sich in den Medien auch ganz schnell der Wind und es wird sofort positiv geschrieben. Aber Jens Keller hatte von Anfang an keinen leichten Stand. Zudem ist er einfach auch in einer schweren Phase zu uns gekommen.

Warum war es von Beginn an schwer für Jens Keller?
Er ist einfach ein Nobody, ein Neuling in der Bundesliga. Er hat vorher mal ein paar Wochen den VfB Stuttgart trainiert. Das hat aber überhaupt nicht funktioniert. Bei uns macht er jetzt wirklich gute Arbeit, jeden Tag. Das bekommen nur die wenigsten mit. Man muss ihm einfach die Chance geben, sein Programm durchzuziehen.

Was muss denn passieren, damit der Trainer eine reelle Chance bekommt?
So genau weiß ich das auch nicht. Aber es würde ihm sicherlich helfen, wenn wir am Ende Dritter oder Vierter werden und wieder die Qualifikation für die Champions League schaffen. Aber ob dann auch der Verein sagt: »Okay wir machen mit ihm weiter ...«, das kann ich nicht sagen. Und es liegt auch nicht in meiner Entscheidungsgewalt, leider.

Wie geht eine Mannschaft damit um, wenn ihr Trainer in der Öffentlichkeit einen so schweren Stand hat und fast täglich kritisiert wird?
Dass jeder immer irgendwas zu sagen hat und jede Woche irgendwas anderes, ist nun mal so. Für uns ist die Situation nicht einfach, es hängt alles ein bisschen in der Schwebe. Aber wir müssen trotzdem unsere Leistungen bringen.

Wie stehen die Schalker Fans zu Jens Keller? Sie sind ja ziemlich leidenschaftlich und mit Herz und Seele bei ihrem Klub.
Ich glaube, die Fans wollen in erster Linie, dass wir gewinnen. Und im Endeffekt ist es dann egal, wer Trainer ist. Aber ich denke, das Wichtigste ist einfach Kontinuität: für den Verein, den Trainer und die Mannschaft. Nur so kann man sich weiterentwickeln.

Im Pokal und in der Champions League ist Schalke ausgeschieden. Was ist in der Liga jetzt noch möglich?
Wir müssen jetzt alles raushauen, auch weil wir am Wochenende gegen Nürnberg wieder drei Punkte verschenkt haben. Wir können froh sein, dass Leverkusen und Frankfurt auch verloren haben und wir auch immer noch Fünfter sind. Aber es ist alles eng, und alles kann passieren. Wir können am Ende auch Achter oder Neunter werden. Aber wir wollen natürlich wieder die Champions League genießen, wie wir das auch in den letzten Wochen konnten.

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