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Boykott nach dem Anpfiff

Eishockey: Die Eisbären Berlin starten heute ohne ihre Fans in die DEL-Playoffs

Bei den Berliner Eisbären ist zur Verunsicherung nach der spielerisch wenig überzeugenden Hauptrunde auch noch Ärger mit den eigenen Fans gekommen - und das zur Unzeit. Denn heute startet der Rekordmeister zum Auftakt der Viertelfinal-Playoffs zu Hause gegen die Hamburg Freezers und muss befürchten, dass die Fans den Kultverein im Stich lassen.

Die Fans der Eisbären Berlin sind sauer. Hintergrund des sich immer mehr ausweitenden Ärgers ist die Ankündigung des deutschen Eishockeymeisters, in der nächsten Saison die Eintrittspreise drastisch zu erhöhen. Betroffen davon sind vor allem die Dauerkartennutzer, die schon jetzt mindestens 299 Euro zahlen.

Nun aber sollen sie im Sitzplatzbereich bis zu 40 Prozent drauflegen und zugleich Einschränkungen hinnehmen: Denn künftig gelten Dauerkarten nicht mehr für die Playoff-Spiele ab dem Halbfinale und auch nicht für die European Trophy. Was im Klartext heißt: Für jede dieser Playoff-Serien wären dann mindestens 80 Euro fällig. Auch die Rollstuhlfahrer, die bislang kostenlos zuschauen durften, sollen künftig bis zu 270 Euro pro Saison zahlen.

Eisbären-Geschäftsführer Billy Flynn erklärt, dass es an der Zeit gewesen sei, die Preise zu erhöhen. Auch als sechsfacher Meister schreibt der Verein rote Zahlen und beklagt eine Finanzlücke von rund zwei Millionen Euro pro Saison. Die schloss bislang der Eigentümer des Vereins und Hallenbesitzer, der US-amerikanische Multimilliardär Philip Anschütz.

Die Anhänger jedenfalls wollen nicht klein beigeben. Der Fanbeirat organisierte vor einer Woche eine Zusammenkunft im Club Bi Nuu im Berliner U-Bahnhof Schlesisches Tor. Mehr als 500 Fans kamen und riefen die rund 4000 Dauerkartenbesitzer zum Boykott des Viertelfinalauftakts auf. Sobald das Spiel heute Abend angepfiffen wird, wollen die Fans geschlossen die Halle verlassen und das Match per Public Viewing außerhalb der Arena am Ostbahnhof verfolgen. Möglich ist auch, dass sie zum zweiten Drittel wieder in die Halle zurückzukehren.

Für die Auswärtsspiele am Freitag und kommenden Dienstag hat man sich schon mit den Organisatoren verständigt: Die übliche Fan-Busfahrt nach Hamburg fällt aus. Mittlerweile wurden auch T-Shirts gedruckt mit der Aufschrift: »Eishockey muss bezahlbar bleiben«. Die Shirts selbst sind es - es gibt sie für fünf Euro.

Beim Management der Eisbären versucht man nun, die Wogen zu glätten. Allerdings betont Geschäftsführer Flynn: »An der Erhöhung der Preise führt kein Weg vorbei.« Manager Peter John Lee stellt zwar in Aussicht, mit den Fans zu reden, macht aber deutlich: »Wir versuchen, fair zu sein. Die Fans sollen wissen, was los ist. Wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, mit uns in der Saison über die neue Situation zu reden und das nicht hintenrum im Sommer.«

Die Berliner Spieler bemühen sich um Gelassenheit. »Wir müssen Tore schießen oder Tore verhindern. Alles andere interessiert uns nicht«, sagt Stürmer Florian Busch. Verteidiger Constantin Braun sieht indes ohne Unterstützung von den Rängen einen klaren Nachteil im Kampf um den Halbfinaleinzug: »Wir sind abhängig davon, dass 4000 Fans in der Kurve stehen und Terror machen.«

Sportlich gesehen verspricht die »Best of seven«-Serie gegen Hamburg eine enge Kiste zu werden. In den vier Begegnungen dieser Saison steht es ausgeglichen 2:2, wobei jeder seine Heimpartien gewinnen konnte. Die Eisbären, die zum Abschluss der Hauptrunde drei Niederlagen in Folge kassierten, gehen als Vierter in diese Playoffs - so schlecht wie seit sechs Jahren nicht mehr.

Statistisch spricht vieles für sie: Dreimal schon standen sie im Viertelfinale Hamburg gegenüber - und immer setzten sich am Ende die Eisbären durch. Kapitän André Rankel fordert: »Wir müssen an uns glauben und an unsere eigene Stärke, dann klappt das schon.« Zur Not auch ohne die Fans.

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