Verwirrung um möglichen Durchbruch bei Ermittlung zu Boston-Anschlag

Behörden dementieren Medienberichte zu Festnahmen nach tödlichem Attentat auf Marathon


  • Lesedauer: 3 Min.

Boston (AFP/nd). Verwirrung um einen möglichen Durchbruch bei den Ermittlungen zum Bombenanschlag auf den Boston-Marathon: Die US-Behörden dementierten am Mittwoch einen Bericht des Nachrichtensenders CNN, wonach ein Verdächtiger gefasst worden sei. Mehrere US-Medien meldeten allerdings, dass die Ermittler einen Mann identifiziert hätten, der im Zusammenhang mit der Attacke vom Montag stehen könnte.

"Trotz anderslautender Berichte hat es keine Festnahme zu dem Marathon-Anschlag gegeben", teilte die Bostoner Polizei über den Onlinedienst Twitter mit. Auch die Bundespolizei FBI widersprach den Berichten und rief die Medien zur Zurückhaltung auf.

Allerdings machte das FBI zwei Tage nach dem Anschlag offenbar Fortschritte bei den Ermittlungen. Die Bundespolizei kam nach Informationen mehrerer US-Medien mit Hilfe von Videoaufnahmen einem Verdächtigen auf die Spur. Dem "Boston Globe" zufolge liegen der Polizei Bilder eines Manns vor, der eine schwarze Tasche zum Tatort trägt. Das FBI wollte noch am Mittwoch (23.00 Uhr MESZ) eine Pressekonferenz geben. Die Ermittler waren zuletzt mehr als 2000 Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen.

Zwei Explosionen hatten am Montag den Zielbereich des traditionsreichen Marathonlaufs in Boston erschüttert. Dabei wurden nach Polizeiangaben drei Menschen getötet und mehr als 180 weitere verletzt. Unter den Todesopfern ist ein achtjähriger Junge, eine 29-jährige Restaurantangestellte und eine chinesische Studentin der Universität Boston.

Zu der Tat bekannte sich niemand. Noch am Dienstag hatten die Ermittler nach eigenen Angaben keine heiße Spur. "Die Bandbreite der Verdächtigen und der Motive bleibt groß", hatte der leitende FBI-Agent Rick DesLauriers gesagt.

Am Tatort sicherte das FBI Spuren, die darauf hindeuteten, dass die Bomben aus Schnellkochtöpfen gebaut worden waren. Die Sprengsätze waren vermutlich in schwarzen Nylontaschen oder Rucksäcken in der Nähe der Ziellinie des Marathons abgelegt worden. Offenbar wurden die Bomben mit zahlreichen Metallteilen wie Nägeln und Kugeln gespickt, um möglichst großen Schaden anzurichten.

Das FBI und die Polizei von Boston hatten die Bevölkerung um Mithilfe bei den schwierigen Ermittlungen gebeten. DesLauriers hatte Mitarbeiter von Restaurants und Geschäften in der Nähe des Anschlagsorts aufgefordert, Bilder von Überwachungskameras zur Verfügung zu stellen.

Hunderte Menschen hatten am Dienstagabend in Boston der Opfer gedacht. Mehr als 1000 Menschen versammelten sich in einem Park in der Nähe des Hauses des getöteten Jungen zu einer Kerzenwache. Auch an anderen Orten in Boston kamen Menschen zum Gedenken zusammen. Der UN-Sicherheitsrat drückte den Opfern des Anschlags bei einer Sitzung am Mittwoch sein "tiefes Mitgefühl" aus. US-Präsident Barack Obama will am Donnerstag in Boston bei einem Gottesdienst für die Opfer eine Rede halten.

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