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Kosovo-Kompromiss

Detlef D. Pries über ein »historisches Abkommen« zwischen Belgrad und Priština

  • Lesedauer: 1 Min.

Die EU gratuliert Belgrad und Priština zum »historischen Abkommen«. Eigentlich ein Selbstlob, denn die EU-Mächte haben die Vereinbarung über »Prinzipien einer Normalisierung der Beziehungen« zwischen Serbien und Kosovo schlicht erzwungen. Zugegeben war der Druck geradezu sanft, verglichen mit der rohen Gewalt, mit der die NATO einst den Separatismus der Kosovo-Albaner unterstützte. Jetzt preisen die Kontrahenten das Abkommen notgedrungen als das Beste, was sie in zähem Tauziehen zu erreichen imstande gewesen seien. Denn Gegner gibt es auf beiden Seiten: Unter den Kosovo-Albanern sind es jene, die jeden Dialog mit Serbien ablehnen, auf der anderen Seite fühlen sich vor allem die Serben in Nordkosovo verraten. Wohl dürfen sie sich weitgehend selbst verwalten, auch ihre Polizisten und ihre Richter werden serbisch sprechen, doch stets im Rahmen der in Priština erlassenen Gesetze. Gerade das hatten sie per Referendum vor einem Jahr zurückgewiesen.

Zwar enthält die Vereinbarung keine förmliche Anerkennung der Unabhängigkeit Kosovos durch Serbien. Auch einer UN-Mitgliedschaft Prištinas muss Belgrad nicht zustimmen - jedenfalls nicht vor Beginn der EU-Aufnahmeverhandlungen. Doch solche Verhandlungen können bekanntlich sehr lange dauern. Illusionär zu glauben, die EU würden nicht weitere Zugeständnisse zugunsten ihres Protektorats Kosovo fordern.

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