Nicht »normal«

Anna Maldini über Berlusconis Verurteilung

  • Anna Maldini, Rom
  • Lesedauer: 2 Min.

Gerade in der Linken hatten viele nicht mit dieser neuen Verurteilung von Silvio Berlusconi gerechnet. In den Geheimverhandlungen für die Bildung der Großen Koalition, so wurde gesagt, habe dieser doch garantiert seine Straffreiheit verlangt und Staatspräsident Giorgio Napolitano werde schon dafür sorgen, dass es keine weiteren Verurteilungen gibt. Aber nein: Italien ist offensichtlich doch etwas »normaler« als allgemein angenommen und so weit lässt sich die Justiz dann auch wieder nicht gängeln.

Nicht »normal« sind hingegen die Reaktionen der Anhänger Berlusconis. Die Tatsache, dass er verurteilt wurde, zeige nicht etwa, dass der Medienunternehmer eine »beachtliche kriminelle Energie« (so steht es im Urteil) aufgebracht habe, um den Staat zu betrügen. Nein, hier werde erneut bewiesen, dass die Justiz in Italien »politisch unterwandert« sei und man (die Linke, die Kommunisten etc.) sich der Richter bediene, um einen politischen Konkurrenten auszuschalten. Diese absurde These wird landauf, landab in den Medien lautstark verkündet - und niemand erhebt sich und protestiert oder lacht lauthals los. Nicht »normal« ist auch, dass ein Politiker, der jetzt schon dreimal verurteilt wurde und auf den mindestens noch drei weitere Prozesse warten, weiterhin im Parlament sitzt und über die Geschicke des Landes mitbestimmt.

Und vor allem ist nicht »normal«, dass man nach 20 Jahren immer noch Kommentare über Berlusconi und seine Richter schreiben muss.

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