Späte Einsicht

Jürgen Amendt über Bildungspolitik in Deutschland

  • Lesedauer: 1 Min.

Kippt das Kooperationsverbot! Das kann man nicht oft genug fordern. Dass dem Bund seit einer Grundgesetzänderung 2006 untersagt ist, sich wesentlich im Bildungswesen zu engagieren, ist ein Armutszeugnis für die Politik. Am deutlichsten wird das beim Thema Ganztagsschulen. Vor mehr als zehn Jahren mittels eines Programms durch den Bund ins Leben gerufen, stecken die Schulen heute in einer Krise. Aus der damals versprochenen pädagogischen Neuorientierung - weg vom sturen Lernen, hin zu einem Lernort für Kinder, an dem Lern- mit Übungseinheiten, Arbeit- mit Freizeitphasen abwechseln - ist nur bedingt etwas geworden.

Meist ist das Etikett »Ganztagsschule« eine Mogelpackung: Das Bulimie-Lernen (schnell lernen, schnell vergessen) wurde einfach in den Nachmittag hinein verlängert. In der Regel aus der Not heraus, weil das Personal fehlt bzw. die vorhandenen Lehrkräfte aus Geldmangel nicht entsprechend geschult werden können. Und schon legendär ist der Streit zwischen Schulen und Schulverwaltungen um das Schulessen, vor allem um dessen oftmals minderwertige Qualität, weil die Kostensätze hierfür zu gering bemessen sind. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hat jetzt verkündet, dass sie es begrüßen würde, sollte das Kooperationsverbot zugunsten eines besseren Ausbaus der Ganztagsschulen fallen. Das ist gut so. Besser spät als gar nicht.

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